Das aktuelle Wirtschaftsumfeld mit niedrigem Wachstum, tiefen Zinsen und einer expansiven Geldpolitik macht es Value-Titeln schwer und verschafft Growth-Aktien Rückenwind. "Doch ein Anlagestil kann und wird nicht konsistent den Markt schlagen. Sobald der Wind wieder zu drehen beginnt, werden die hohen Bewertungslücken im Markt erneut Überrendite bei Value-Aktien liefern", prophezeit Goran Vasiljevic, Chefanlagestratege bei Lingohr & Partner AM.

Der Experte nennt drei Gründe, die dafür sprechen, dass Value-Aktien gegenüber Growth-Titeln langfristig besser abschneiden. Der erste ist das menschliche Verhalten: Anleger neigen dazu, vergangene Renditen zu weit in die Zukunft fortzuschreiben. Der zweite Grund ist, dass Unternehmen mit niedrigen Bewertungen, die sensibel auf die Konjunktur reagieren, oft zu Unrecht als risikoreich betrachtet werden. "Wir haben festgestellt, dass die Unsicherheit der künftigen Cashflows die Bewertungen häufig so weit nach unten treibt, dass der geduldige Anleger im Durchschnitt dafür überkompensiert wird", so Vasiljevic.

Am Ende zählen nur Fakten
Das dritte Argument für den Erfolg von Value-Strategien sind institutionelle Zwänge. In der Finanzbranche gibt es ein Phänomen, das Ökonomen als "Principal-Agent-Problem" bezeichnen. Die Theorie dahinter besagt, dass Geldmanager Anreize haben, Anlagestile, Allokationen und Aktien zu wählen, die Risiken reduzieren. Sonst riskieren sie nämlich, über drei Jahre hinweg Verluste zu erleiden und entlassen zu werden. "Drei Jahre sind ein Horizont, über den selbst die besten Manager eine Unterrendite erleben können", so der Lingohr-CIO.

Systematische Value-Investoren können von den derzeitigen Bewertungsdispersionen profitieren. "Auch wenn der Value-Stil kurzfristig Gegenwind zu spüren bekommt, sieht das Bild langfristig deutlich anders aus", betont Vasiljevic. "Sich auf harte Fakten zu fokussieren und Firmen systematisch zu bewerten, wird auf lange Sicht andere Investmentstile mit Abstand schlagen." (fp)