Das "geldpolitische Doping" endet, gleichzeitig nehmen die geopolitischen Herausforderungen zu. Was also sind die Performance-Rezepte in einer Welt ohne den Buchstabensalat von "QE" über "NIRP" bis hin zu "ZLB" ? Mehr als zehn Jahre haben die großen Zentralbanken mit unkonventioneller Geldpolitik die Preisfindung an den internationalen Kapitalmärkten verzerrt. "Diese Ära nähert sich mit großen Schritten ihrem Ende", sagte Luca Pesarini, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kapitalanlagegesellschaft Ethenea, in seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS.

Gleichzeitig verlangsamt sich das globale Wirtschaftswachstum, und auf politischer Seite grassiert unverhohlener Populismus. Steigt damit lediglich die Volatilität, oder bedeutet es das Ende der Aktienrally? Steigen die Zinsen jetzt auch in Europa, oder nur in einzelnen Ländern? In diesem unsicheren Umfeld hat der Schutz des Vermögens für viele Anleger allerhöchste Priorität – auch für Pesarini. "Wir sehen in einer aktiv gesteuerten Asset Allokation mit funktionierenden Absicherungsmethoden das optimale Rezept für krisenreiche Zeiten."

Sichere Häfen hatten 2018 geschlossen
Leitmotiv der von Ethenea verwalteten Fonds ist daher die dauerhafte Vermehrung des Vermögens – Motto: "Constantia Divitiarum". Die Fonds sind mehrheitlich als konservative, risikominimierte Mischfonds angelegt, welche nach einem vermögensverwaltenden Ansatz gemanagt werden. So weit, so durchdacht. Doch dann kommt die Wirklichkeit hinzu, und die hat bisweilen ihren eigenen Kopf.

Die Rückschau für 2018 jedenfalls zeigt, dass insbesondere Investoren aus dem Euro-Gebiet auf den globalen Aktienmärkten nirgends Zuflucht fanden. Auf der aus Performancesicht ansonsten gewohnt "andersartigen" Rentenseite war es ebenso. Lediglich hypothekenbesicherte US-Staatsanleinen und gesamteuropäische Schuldtitel erwirtschafteten ein Plus – wenn auch nur ein marginales.

"Diverse Faktoren haben die Kaufbereitschaft signifikant eingeschränkt", erklärte Pesarini und nannte beispielhaft Rezessionsängste, den Druck auf zyklische Aktien und den Euro. Zudem, so eine Beobachtung, horteten Anleger wieder Bargeld. Der globale wirtschaftspolitische Unsicherheitsindex sei heute höher als zuzeiten des Brexit-Referendums und bei der Trump-Wahl. Es gebe gute Gründe dafür, dass die Zinsen in den USA steigen, aber ebenso auch sinken könnten.

Börsen werden den Erwartungen 2019 kaum gerecht werden
"Wir denken, dass nicht viel passieren wird, dafür ist die Angst vor einem Aktienabsturz zu groß", sagte Pesarini. Er kaufe daher kaum US-Anleihen, engagiere sich nur "im Bereich A+ bis BBB", wähle Laufzeiten von rund sechs Jahren, und mache um Bonds aus den Emerging Markets einen größtmöglichen Bogen. Zudem würden "keine bis wenig Engagements im Bereich BBB- eingegangen", keine Anleihen aus zyklischen Sektoren gekauft, und maximal drei Prozent High-Yields in US-Dollar beigemischt.

Was Europa betrifft, so bleibe die EZB-Bilanzsumme hoch, auch wenn seitens der Zentralbank keine weiteren neuen Staatsanleihen gekauft werden. In der zweiten Hälfte 2019 dürften sich die Zinsen am kurzen Ende zu normalisieren beginnen, so Pesarini. Anderes sei kaum verantwortbar: Eine Abkehr von den Niedrigzinsen hätte immense Folgen. Pesarini erwartet eine weitere Unterstützung der Kreditversorgung in Italien, Spanien und Portugal.

Ein letzter Wunsch
Zum Ausblick für die Aktienmärkte meint Pesarini: "Sollten die Zinsen steigen, wird es ungemütlich. Insbesondere ein schneller Anstieg könnte zu sehr heftigen Reaktionen führen. Gleichwohl sind die Erwartungen vieler Investoren hoch, obwohl reichlich Gewinnpotenzial in den aktuellen Kursen eingepreist ist". Soll heißen: Schon kleinste Gewinnenttäuschungen würden zu einer heftigen Kurskorrektur führen. Zyklische Aktien sowie Anteile von Unternehmen mit einem hohen China-Exposure hält Pesarini daher für extrem brisant. 

"Uns ist es völlig egal, womit wir unser Geld verdienen, aber Performance ohne weitere Steroide für die Wirtschaft sollte das Gebot sein", schlussfolgerte Pesarini. "Wir sehen hoffentlich bald eine schwarze Null bei den kurzfristigen Zinsen – was das Ende der negativen Zinsen bedeuten würde." (dpo)