Die Prognosen für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich haben die Risikoaufschläge französischer Staatsanleihen in die Höhe getrieben. Gegenüber deutschen Bundesanleihen haben sich die Spreads der Papiere in den vergangenen sechs Monaten von 25 auf 70 Basispunkte ausgeweitet. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre lag die Zinsdifferenz bei 39 Basispunkten. Hauptgrund für diese Entwicklung ist die weitverbreitete Angst vor einem Überraschungs-Wahlsieg der Rechtspopulistin Marine Le Pen.

Die höheren Spreads sind bei Licte betrachtet aber gar nicht so übel, meint Mainfirst-Fondsmanager Adrian Daniel – denn sie eröffnen Chancen für Anleger. Die Anleihenmärkte haben die Risiken durch die französische Präsidentschaftswahl bereits eingepreist und bieten entsprechend hohe Renditechancen, erklärt er. "Anleger sorgen sich vor einem Wahlsieg von Marine Le Pen. Mit Blick auf aktuelle Wahlprognosen halten wir diese Betrachtung aber für einseitig."

Ein Wunschzettel ist kein Bekommzettel
Le Pen führt zwar die Umfrageergebnisse für den ersten Wahlgang an. "Allerdings deuten die Umfragewerte darauf hin, dass dieser Vorsprung im ersten Anlauf nicht für eine absolute Mehrheit reicht", sagt Daniel. Er rechnet mit einer Stichwahl zwischen Le Pen und ihrem Herausforderer Emanuel Macron. Laut Umfragen für den zweiten Wahlgang liegt Macron derzeit komfortable 18 Prozentpunkte vor der Rechtspopulistin. Im Falle eines Wahlsiegs Le Pens müsste sich ohnehin erst zeigen, ob sich ihre EU-feindlichen Pläne überhaupt umsetzen lassen. "Die Mehrheit der Nationalversammlung könnte das blockieren", sagt Daniel. (fp)