Als sich Schwellenländerguru Mark Mobius 2018 nach vielen Jahrzehnten bei Franklin Templeton zurückzog, dachten viele an Ruhestand. Dem war nicht so. Kurz darauf gründete Mobius mit Partnern einen eigenen Emerging-Markets-Fonds. Obwohl die Schwellenländer kein leichtes Pflaster sind, würde er sich rückblickend nicht für ein anderes Thema entscheiden, sagte Mobius der Redaktion in einem Gespräch, das in voller Länge in Ausgabe 4/2022 von FONDS professionell zu finden ist. "Wenn man die Emerging Markets als Index betrachtet, haben sie in den letzten Jahren schlecht performt. Hauptsächlich wegen China, das in solchen Indizes um die 30 Prozent einnimmt. Wir hingegen blicken auf diese Märkte unter dem Aspekt der innovativen Unternehmen, die wir dort finden", so Mobius, der auf annualisierte Erträge im Fonds von rund sieben Prozent verwies.

Was China betrifft, agiert der Fonds sehr zurückhaltend. Aufgrund des hohen Staatseinflusses bei den Unternehmen findet das Management dort nur wenige Aktien, die sich hinsichtlich der Compliance eignen. Anders in Taiwan, dem wichtigsten Markt für den Fonds. China werde Taiwan trotz aller Spannungen nicht angreifen, zeigt sich Mobius überzeugt. Er argumentiert unter anderem, dass China dadurch seine wirtschaftliche Position schwächen würde.

"Das erinnert schon sehr an Mao Zedong"
Dass Chinas Staatschef Xi Jinping größere Lockerungen bei der Freiheit vornimmt, glaubt Mobius nicht. "Ich denke, so lang Xi Jinping an der Macht ist, wird die politische Kontrolle bleiben oder sogar noch größer werden. Man darf nicht vergessen, Xi will Führer auf Lebenszeit werden. Das erinnert schon sehr an Mao Zedong." Also an den Diktator und Vor­sitzenden der kommunistischen Partei von 1943 bis 1976.

Die global steigenden Zinsen erachtet Mobius momentan nicht als Bedrohung für die wichtigen Emerging Markets. Sri Lanka sei als kleinerer Staat pleite gegangen, andere indes seien gut aufgestellt. Während der Asienkrise Ende der 1990er Jahre hätten viele ihre Lektion gelernt und die Verschuldung in Auslandswährungen reduziert. "Von den Großen geht es einigen nicht so schlecht. Brasilien, Mexiko, Indien sind ebenso wenig gefährdet wie Korea", so Mobius.

Indien könnte China den Rang ablaufen
Apropos Indien: Für das Land interessieren sich Investoren angesichts der Probleme in China wieder mehr. Indien könne längerfristig das neue China werden, unter anderem wegen jüngster Fortschritte bei der Technologisierung, aber auch wegen der vorteilhaften Demografie, mit einem um zehn Jahre geringeren Durchschnittsalter in Indien.

Die US-Zinsen könnten laut Mobius noch sehr viel höher steigen, nämlich bis zu neun Prozent. "Daher wird der Markt weiter in einer Bärenstimmung bleiben", sagt der Gründer von Mobius Capital Partners. Die Abschläge in den Indizes würden für den Fonds Möglichkeiten eröffnen. "Wir sind noch nicht am Punkt des 'maximalen Pessimismus' angelangt", so Mobius. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass hohe Zinssätze nicht automatisch niedrige Aktienkurse bedeuten. "Zwischen 2004 und 2007 stiegen die Zinsen in den USA, aber der S&P 500 legte ebenfalls zu. Die Anleger sollten daher solide, schuldenfrei wachsende Unternehmen suchen, in die sie investieren können, auch wenn der allgemeine Markt fällt. Solche Anlagen sind der beste Schutz vor Inflation."

Sein generell wichtigster Investmentrat: Man solle sich nicht nur Standards setzen, in welche Unternehmen man investieren will, sondern auch genau auf die Leute achten, die dahinter stehen. "Schaue, welchen Ruf und welche Fähigkeiten sie haben", sagt Mobius. "It’s all about people." Aus Sicht eines Investors sei es jedenfalls heute nicht schwerer geworden, gut geführte Unternehmen zu finden. Im Gegenteil. Die Jungen heute seien aufgrund der Digitalisierung fortgeschrittener und besser informiert als frühere Generationen. (eml)


Das gesamte Interview lesen Abonnenten in der Printausgabe 4/2022 von FONDS professionell, nach Anmeldung ist es hier im E-Magazin zu finden. Darin spricht Mobius auch über Kryptowährungen und verrät, wie er fit bleibt und warum er Golf nicht leiden kann.