An den Aktien- und Anleihemärkten sind die Rezessionssorgen verflogen, und die Anleihemärkte profitieren von den Zinssenkungsplänen der EZB und der Fed. Auch Johannes Mayr, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz, glaubt zwar an das Soft Landing der US-Wirtschaft, dennoch warnt er: "Anlegern steht unter Umständen aber trotzdem ein heißer Herbst bevor."

Die derzeitigen Zinssenkungserwartungen und die positiven Konjunktur- und Gewinnerwartungen passen seiner Meinung nach nicht gut zusammen. Es müsse sich zeigen, ob die Konjunkturabkühlung so stark ist, dass deutliche Zinssenkungen realistisch sind oder ob sich die Zinssenkungsfantasien als übertrieben herausstellen. Zudem falle die aktuell hohe positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen auf: Im Gegensatz zu 2022, als Aktien und Anleihen gleichermaßen einbrachen, profitieren nun beide von der sinkenden Inflationserwartung.

Gewinnerwartungen bei Aktien könnten enttäuscht werden
Bei Aktien seien die Erwartungen von zwölf Prozent Wachstum bei den Unternehmensgewinnen für 2025 allerdings ambitioniert. "Das heißt, die Konjunktur muss nach erfolgreicher weicher Landung sogleich wieder durchstarten, um Anleger nicht zu enttäuschen", sagt dazu Ernst Konrad, leitender Portfoliomanager von Eyb & Wallwitz. Zwar sei die bisherige Berichtssaison ordentlich verlaufen: Im Schnitt lag das Gewinnwachstum bei mehr als zehn Prozent, und die Gewinnmargen verzeichneten ein Rekordhoch. "Der Markt beäugt derzeit aber sehr genau und zum Teil auch ungeduldig, ob die hohen Investitionen in KI auch zu höheren Gewinnen führen", so der Experte. (jh)