Anders als befürchtet war die Covid-19-Pandemie für Banken bislang kein Genickbruch. Im Gegenteil: Die noch vor wenigen Monaten an die Wand gemalte Insolvenzwelle im Firmengeschäft mit hohen Kreditverlusten und einem Vorsorgebedarf in Billionenhöhe ist nicht zuletzt dank beispielloser staatlicher Überbrückungsgelder für Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe ausgeblieben. Obendrauf sorgt die plötzliche Popularität von Fonds, ETFs und Aktien bei zuvor tatenlosen Privatanlegern für willkommene Extra-Einnahmen. 

Das Resultat spricht für sich: Seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 haben die börsennotierten Vertreter der Branche satte 1,9 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung hinzugewonnen, zeigt ein Bericht des Beratungsunternehmens McKinsey, der der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) vorliegt. Doch längst nicht jedes Finanzunternehmen und jedes Geldhaus profitierte gleichermaßen stark. Die Kräfteverhältnisse innerhalb des Sektors verschieben sich dramatisch, denn 50 Prozent der Marktanteilsgewinne entfielen zuletzt auf angriffslustige Fintech-Unternehmen, von denen nicht wenige auf klassische Bankdienste wie Zahlungsverkehr und Wertpapierdienste spezialisiert sind - nur eben deutlich billiger.

Ein Blick auf die Unternehmensprofite macht die Unterschiede noch deutlicher: Nur noch ein Zehntel der Institute kann die gesamten Jahresüberschüsse der Branche auf sich verbuchen. Aus Sicht der McKinsey-Berater lässt das nur einen Schluss zu: Klassische Banken werden es zunehmend schwerer haben. "Das Modell der Universalbank steht unter Druck", sagt Max Flötotto, Senior Partner bei McKinsey, im Gespräch mit der FAZ: "Sie brauchen mutige und zügige Wachstumsschritte, um längerfristig mithalten zu können." 

Erneuerungskurs vonnöten
Interessanterweise ergänzen neue Spezialbanken und Finanzdienstleister ihr Angebot immer häufiger durch klassische Bankprodukte. "Möglicherweise wird die klassische Universalbank durch ein neues Modell abgelöst, das den vorhandenen Kundenstamm nutzt, über das traditionelle Bankangebot hinausgeht und Einnahmen durch Zusatzleistungen steigert", denkt Flötotto. Der Deutschen Bank, der Commerzbank und all den anderen "alten Hasen" rät er zu einem ernstgemeinten Erneuerungskurs. Wer mit Finanztechnologieunternehmen mithalten will, muss aus seiner Sicht "schnellere strategische Antworten auf sich immer rascher verändernde Wettbewerbsbedingungen, Kundenanforderungen und Technologien" bereithalten. (fp/ps)