Die direkt von der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei Chinas herausgegebene Volkszeitung hat – ebenso wie die Nachrichtenagentur Xinhua und die Wirtschaftszeitung Securities Times – zuletzt vor den Gefahren der Aktienanlage gewarnt. Vor gerade einmal drei Monaten war der Medienkonsens allerdings noch komplett entgegengesetzt, als die chinesische Presse die Lust ihrer Leser zur Geldanlage an den Börsen förderte.

Aufruf zu "rationalem Verhalten"
Die Wende folgt auf einen Boom bei der Neueröffnung von Aktiendepots, die in der letzten Woche ein Fünfjahreshoch erreichten. Offenbar sorgen sich die Machthaber nun vor den Folgen einer vermehrten Teilnahme unerfahrener Anleger an den Finanzmärkten. Und die Korrektur erfolgte prompt in dieser Woche, als der Shanghai Composite Index mit einem Minus von 5,4 Prozent schloss. Zum Ende der letzten Woche riefen die Finanzregulierer die Investoren zu "rationalem Verhalten" auf. Unter anderem wurde von einer offenbar nicht ganz unüblichen Praxis gewarnt, Immobilien für den Einstieg in den Aktienmarkt zu verkaufen.

In China selbst stößt die journalistische Wendebereitschaft auf überraschend wenig Skepsis. Der Vermögensverwalter Wu Kan vom Versicherungskonzern Dragon Life Insurance in Schanghai drückte es so aus: "Wenn der Markt nicht von selbst abkühlt, dann ist es möglich, dass die Regierung Maßnahmen zur Eingrenzung ergreift." Die nun erschienenen Artikel signalisierten, dass sich die Behörden wegen des raschen Anstiegs der Kurse sorgten. (mb/Bloomberg)