Maue Aussichten für Dividenden-Jäger: Die Ausschüttungen deutscher Unternehmen dürften auch im nächsten Jahr geringer ausfallen als gewohnt. "Die durch die Covid-19-Pandemie vorgenommenen Gewinnrevisionen werden dazu führen, dass Dividenden gekürzt oder gar ganz gestrichen werden", sagt Marc Decker, Anlagestratege bei Merck Finck. Und die Unternehmen tun gut daran, auf diesem Weg ihre Liquidität zu sichern, ist der Experte überzeugt: "Der Blick zurück auf die Lehman-Krise zeigt, wie schnell Liquidität über das Wohl und Weh von Unternehmen entscheiden kann."

Deshalb werden auch die Ratingagenturen hellhörig, wenn es um das Thema Liquidität geht. Bei Schwierigkeiten passen sie ihre Bewertungen nach unten an, was die Refinanzierungskosten der Unternehmen deutlich erhöhen kann. "Vor diesem Hintergrund sind Dividendenkürzungen oder -streichungen eine nachvollziehbare und wahrscheinliche Reaktion", sagt Decker.

Versorger statt Banken
Allerdings dürfe man nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Selektion hält der Anlageprofi derzeit für wichtiger denn je. Das zeigt unter anderem der Blick auf den Bankensektor: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Institute aufgefordert, bis Oktober 2020 auf Dividenden zu verzichten. Damit sollen diese ihre Bilanzen stärken und sich für drohende Kreditausfälle wappnen. "Zwar handelt es sich nur um eine Empfehlung seitens des Regulators, jedoch haben zahlreiche Banken dieser Empfehlung entsprochen.", sagt Decker.

Neben den Banken gehören vor allem Automobilaktien zu den schwächelnden Dividendentiteln. Sie sind sowohl von der Covid-19-Pandemie als auch durch die Umwälzung hin zur Elektromobilität stark betroffen. Wer auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen ist, sollte sich an Aktien von Unternehmen aus anderen Branchen halten, wie zum Beispiel Versorger, Basiskonsumgüterhersteller und -händler oder auch Tech-Unternehmen. Sie verfügen über stabilere Geschäftsmodelle und können ihre Dividende dadurch auch in Krisen leichter stabil halten. (fp)