Digitalwährungen versprechen Dezentralisierung und Sicherheit, reduzierte Transaktionskosten sowie Anonymität und werden deshalb von vielen vorschnell als nächste Weltwährung gefeiert. "Diese Versprechen lassen sich aber nur beschränkt einlösen", sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management. Er zweifelt stark daran, dass Kryptowährungen wie Bitcoin einmal in der Lage sein werden, staatliches Geld zu ersetzen. Vor allem ist die geforderte Rechenleistung für den Bitcoin-Handel nur mittels kostspieliger Spezialhardware zu erreichen, sodass bereits heute zunehmend Konzentrationsprozesse zu beobachten sind. "Die Risiken einer unerwünschten Zentralisierung steigen somit", sagt Walk.

Der Experte nennt für seine Skepsis weitere Gründe. So kann das Bitcoin-Zahlungssystem nur etwa drei bis sieben Transaktionen in der Sekunde ausführen. Etablierte Zahlungsplattformen wie Visa schaffen im selben Zeitraum etwa 1.700 Transaktionen. "Außerdem sind die Transaktionskosten sehr hoch", sagt der Chefvolkswirt. Schon heute braucht das Bitcoin-Zahlungssystem etwa 32,56 TWh Strom pro Jahr. Das ist deutlich mehr als ganz Dänemark mit 30,7 TWh im Jahr an Strom verbraucht.

Auch die versprochene Anonymität sieht Walk nicht gegeben. "Die Transaktionsdaten und die virtuellen Identitäten sind bei Bitcoin-Transaktionen öffentlich und permanent verfügbar. Daher ist es möglich, die virtuellen Identitäten mit anderen Daten zu kombinieren, um so die echten Identitäten der Bitcoin-Kontoinhaber zu ermitteln", sagt der Chefvolkswirt.

Staatliches Kryptogeld würde Krisenanfälligkeit verringern
Solange die Staaten stark genug bleiben, um ausreichend Steuern zu erheben und ihre Verschuldung in Grenzen zu halten, dürften Kryptowährungen nicht das staatliche Geld als Zahlungsmittel ersetzen, sagt Walk. Gleichwohl könnten Digitalwährungen, die von Staaten emittiert werden, in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen. "Die Zentralbank würde in diesem Fall eine jährliche Wachstumsrate der Kryptogeldmenge festlegen und damit die Geldproduktion wieder vollständig übernehmen", sagt Walk. Die Banken würden im Gegensatz dazu ihre Funktion als Geldproduzenten verlieren und nicht mehr exzessiv Kredite vergeben können. Das würde ihre Krisenanfälligkeit deutlich reduzieren. (fp)