Die Inflation bleibt niedrig, und das Wirtschaftswachstum schwächelt. Das habe "zu einem Kollaps der Zinserwartungen in der Eurozone geführt", sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management. Nach der Finanzkrise hatten Anleger im Jahr 2011 geschätzt, dass das Zinsniveau der Europäischen Zentralbank (EZB) für 2019 wieder bei rund vier Prozent liegen würde – doch die derzeit historisch tiefen Zinsen zeichnen ein anderes Bild.

Nach der lange andauernden Nullzinspolitik hatten Anleger zuletzt im Jahr 2018 auf eine Zinserhöhung im Herbst dieses Jahres spekuliert, allerdings schon mit deutlich niedrigeren Erwartungen. Mittlerweile gehen sie jedoch davon aus, dass die EZB erst im Jahr 2022 ihren Leitzins anheben wird. Laut Chefsvolkswirt Walk setzen die Akteure am Finanzmarkt ihre Erwartungen damit sogar übertrieben niedrig.

Anzeichen für einen Aufschwung?
Der Experte der Vermögensverwaltung Metzler sieht Potential für einen höheren Leitzins, vorausgesetzt die Wirtschaft zieht dieses Jahr noch an und die Inflation steigt. Besonders die derzeitige Bargeldmenge zeige gute Chancen für eine bessere Konjunktur. Die Geldmenge müsste nach Walks Ansicht allerdings noch schneller wachsen, um einen positiven Trend zu erzeugen. (fp)