Am kommenden Donnerstag, dem 14. Juni, tagt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in Lettland. Er sieht sich auf diesem Treffen einer komplizierter gewordenen Welt gegenüber, sagt Stefan Isaacs, stellvertretender Leiter des Anleiheteams von M&G: "Die Konjunkturdaten haben sich abgeschwächt und die jüngsten Ereignisse in Italien haben uns daran erinnert, dass man die Gefahren einer populistischen Politik für die Wirtschaft nicht unterschätzen sollte."

Die Renditen italienischer Anleihen sind in den vergangenen Wochen drastisch gestiegen, Investoren sind insgesamt nervöser geworden. Die Notenbank kann sich zwar damit trösten, dass die Ansteckungsgefahren in der Eurozone dank Strukturreformen und robuster Konjunktur gesunken sind. "Aber es ist gut möglich, dass sich die Anhänger einer expansiven Geldpolitik im EZB-Rat für eine Rücknahme der Anreize noch nicht bereit fühlen", so Isaacs.

Nicht genügend Spielraum
Es ist durchaus denkbar, dass die EZB angesichts der gestiegenen Risiken noch einmal von ihrem Normalisierungspfad abweicht. "Den Staaten der Eurozone fehlt finanzieller Spielraum, und das Wirtschaftswachstum kann Unterstützung immer noch gut vertragen", sagt der M&G-Experte. "Die EZB ist deshalb gut beraten, weiter eine vorsichtige Haltung einzunehmen." Sie sollte den Weg zu einer strafferen Geldpolitik jedenfalls nur sehr langsam beschreiten. (fp)