Die neuen Mifid-II-Regeln führen zu einer Flut an Dokumenten, höheren Kosten und machen Beratungsleistungen unnötig kompliziert. Das berichten die Mitglieder des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter (VuV). Bei einer aktuellen Umfrage, an der 127 von aktuell 287 Mitgliedsfirmen teilnahmen, äußerten sich 83 Prozent beispielsweise durchweg ablehnend gegenüber den sogenannten Zielmarktbestimmungen. Der damit verbundene Bürokratismus stehe in keinem Verhältnis zum Nutzwert für die Anleger, heißt es vom Verband.

Gerade bei der Portfolioverwaltung erschweren die neuen Regeln offenbar die Arbeit der Vermögensverwalter erheblich. So empfinden drei Viertel der Teilnehmer vor allem die Pflicht zur Telefonaufzeichnung von Kundengesprächen als völlig überflüssig. Und auch die Kunden selbst sehen die neuen Regeln offenbar mehrheitlich kritisch: Zahlreiche Ratsuchende stünden einer Aufzeichnung der Gespräche skeptisch gegenüber und empfänden sie als unangemessene Überwachung, heißt es vom VuV. Viele Vermögensverwalter verstehen die Telefonaufzeichnung deshalb als Belastung für das Vertrauensverhältnis zum Kunden. 

Damit nicht genug: 84 Prozent der befragten Unternehmer sagen, dass Anleger die generelle Flut an Schriftstücken als lästigen Papierkram empfindet, der sowieso nicht gelesen wird. 57 Prozent schildern, dass nicht zuletzt langjährige Beratungskunden spürbar genervt und verärgert seien, und 52 Prozent der Vermögensprofis äußern sogar, sie sähen sich durch die neuen Dokumentations- und Aufzeichnungspflchten entmündigt und bevormundet.

Mifid II frisst Zeit...
Die Beurteilung der Regeln zur Geeignetheitsprüfung fällt unterschiedlich aus. 43 Prozent der Umfrageteilnehmer stehen ihr kritisch gegenüber, während 36 Prozent diese als positive Maßnahme für ihre Mandanten einstufen. In einem Punkt waren sich jedoch fast alle Befragten einig: Ausufernde Dokumentationspflichten führen auch hier zu einem unangemessenen Verwaltungs- und Organisationsaufwand, der letztlich nur überflüssige Papierstapel verursacht. 

Knapp ein Drittel der Befragten merkt an, dass der Arbeitsaufwand um 50 Prozent und mehr angewachsen sei. Da die Menge der auszufüllenden Dokumente deutlich zugenommen hat, benötigt nun knapp die Hälfte der Unternehmen rund eine Stunde zusätzlich bis zur Vertragsunterschrift mit den Kunden als vorher, heißt es in der VuV-Umfrage. Ein Viertel benötigt sogar zwei Stunden mehr.

...und verursacht deutliche Mehrkosten
Ein Viertel der Befragten gibt an, dass der interne Kostenaufwand um 20 Prozent angestiegen ist. Ein weiteres Viertel sieht den gesteigerten Kostenaufwand sogar bei 50 Prozent und höher. Betriebswirtschaftliche Probleme aber entstünden dadurch kaum. Nur ein Unternehmen teilte dem VuV mit, dass es die Lizenz zur Finanzportfolioverwaltung zurückgegeben hat. Allerdings erklärte immerhin ein Viertel, überhaupt keine Anlageberatung mehr anzubieten.

Zustimmend äußern sich die Vermögensverwalter indes zur erhöhten Kostentransparenz durch Mifid II: Rund zwei Drittel sehen darin einen echten Mehrwert im Sinne ihrer Beratungskunden. Die vorgeschriebene Aufschlüsselung der entstehenden Kosten vorab ermögliche demnach nicht nur einen kritischen Blick auf das Rendite-Kosten-Verhältnis, sondern auch einen Wettbewerbsvergleich gegenüber anderen Anbietern. (fp/ps)