Der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten könnte sich in den kommenden Wochen fortsetzen, erklärt die Privatbank M.M. Warburg. Vor allem die niedrigen Zinsen dürften den Börsen weiter Flügel verleihen: "Da viele Investoren auf der Suche nach attraktiven Anlagealternativen von Anleihen Abstand nehmen, könnte dies für weitere Kursanstiege sorgen", so die M.M.-Warburg-Strategen.

Zudem ermöglichen die niedrigen Zinsen es den Unternehmen, sich so günstig zu refinanzieren wie nie zuvor. Diese Mittel werden mehr und mehr für Aktienrückkaufprogramme verwendet, sodass der Gewinn je Aktien auch in Zeiten mauer Konjunktur zumindest stabil gehalten werden kann. Speziell beim deutschen Leitindex Dax, der noch günstig bewertet ist, bestehe von daher noch Luft nach oben.

In der vergangenen Börsenwoche jagte – trotz fehlender konjunktureller Impulse – ein Rekord den nächsten. Der Dax erreichte mit 10.743 Punkten seinen Jahreshöchststand, und in den USA konnte sogar ein Dreifach-Rekord gefeiert werden: Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq schlossen seit dem Jahr 1999 zum ersten Mal am selben Tag auf Rekordniveau. Grund dafür könnte die gute Berichtssaison sein, denn das konjunkturelle Umfeld ist zwar weiterhin stabil, verleitet aber auch nicht zu Luftsprüngen. In der nun laufenden und fast abgeschlossenen Berichterstattung zum zweiten Quartal 2016 haben 76 Prozent der Firmen im US-Index S&P 500 die Gewinnerwartungen geschlagen, während nur 24 Prozent die Prognosen verfehlten. Ähnlich positiv fallen die Ergebnisse bei anderen Indizes aus. 

Quartalszahlen-Analyse bietet nur bedingten Mehrwert
Allerdings sei es den Unternehmen in der Vergangenheit immer gelungen, mehrheitlich positiv zu überraschen, so M.M. Warburg. Werfe man einen Blick auf den Verlauf der Gewinnschätzungen, lasse sich ein immer wiederkehrendes Muster feststellen: "Gewinnprognosen für Quartale, die noch vergleichsweise weit in der Zukunft liegen, werden regelmäßig zu optimistisch angesetzt." Je näher das zu prognostizierende Quartal heranrückt, desto realistischer werden die Prognosen. Das Urteil, ob ein Unternehmen positiv oder negativ überrascht, hängt also im Wesentlichen vom Zeitpunkt ab, zu dem man die tatsächlichen Gewinne mit den zuvor erwarteten vergleicht. (fp)