In der laufenden Woche beginnt in den USA die heiße Phase der Berichtssaison, große US-Banken veröffentlichen ihre Quartalszahlen. In Deutschland dauert es noch bis zum 23. Juli, bis die ersten Zahlen aus Dax-Unternehmen publik werden. Anleger dürften der Berichtssaison dieses Jahr bang entgegenblicken, denn die Coronakrise und der damit einhergehende Wirtschaftsabschwung werden sich auch in den Unternehmensergebnissen zeigen. Dennoch: Die aktuelle Hausse dürfte sich fortsetzen. Davon sind Analysten von M.M.Warburg überzeugt.

Mit einem Negativschock ist in der anstehenden Berichtssaison nicht zu rechnen. Analysten und Investoren gehen ohnehin bereits vom Schlimmsten aus. "Die Unternehmensanalysten haben ihre Gewinneinschätzungen für das zweite Quartal im Laufe der letzten drei Monate deutlich nach unten korrigiert", heißt es von der Privatbank. Während sich die Coronakrise entfaltete, gingen die Gewinnprognosen in den Sturzflug über. Analysten rechnen derzeit mit einem Gewinnrückgang um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Je tiefer die Messlatte, desto höher der Sprung
Das schrittweise Wiederhochfahren der Wirtschaft hatte auf die Prognosen bislang keinen Einfluss. Obwohl sich die Wirtschaftsdaten vielerorts verbessert haben, halten Analysten an ihren Katastrophenvorhersagen fest. "Von daher halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass es den meisten Unternehmen gelingen wird, die in sie gesetzten Erwartungen zu übertreffen", so die M.M.Warburg-Experten. Sowohl in den USA als auch in Europa könnte die Berichtssaison positiv überraschen – und den Aktienkursen weiteren Rückenwind verschaffen. 

Lediglich in einzelnen Sektoren könnten die desaströsen Prognosen, mit denen Analysten derzeit jonglieren, tatsächlich eintreffen. In Europa erwarten die Experten der Privatbank im Ölsektor und in der Automobilbranche herbe Verluste. In den USA könnten zyklische Branchen schlechte Zahlen abliefern. Wichtiger als das Zahlenwerk sind allerdings die Ausblicke der Unternehmen, heißt es von M.M.Warburg: "Nachdem mit den Q1-Zahlen viele Firmen keine konkreten Erwartungen formuliert haben, dürfte und muss dies nun anders werden." (fp)