Aus den bisherigen Konjunkturdaten lässt sich nur schemenhaft erkennen, wie dramatisch die Wirtschaft im laufenden Jahr abstürzt, konstatieren die Analysten von M.M.Warburg. Auch wenn fast alle Ökonomen die schwerste Rezession seit den 1930er-Jahren erwarten: Aus den Daten lasse sich ein solch rabenschwarzes Szenario bislang nicht herauslesen, betonen die Experten der Hamburger Privatbank. Sie selbst rechnen weder mit einer U-förmigen Entwicklung mit langer Durststrecke noch mit einem L-förmigen Konjunkturverlauf, bei dem sich die Wirtschaft bis auf Weiteres gar nicht mehr erholen würde. Im Gegenteil: Sie zeigen sich deutlich optimistischer.

Vorbehaltlich einer neuen Infektionswelle halten die Experten von M.M.Warburg die vielbeschworene V-förmige Erholung für wahrscheinlich. Die meisten Menschen werden möglichst rasch zu ihrem alten Leben zurückkehren wollen, argumentieren die Analysten. Sie gehen allerdings davon aus, dass sich das Wachstum auf einem niedrigeren Niveau einpendeln wird als vor der Pandemie – der "Aufstiegsschenkel" beim V dürfte kürzer werden als der "Abstiegsschenkel". Und: Sollte im Herbst eine weitere Viruswelle anrollen, könnte aus dem V doch noch ein W werden. Anleger sollten also einen zweiten Markteinbruch nicht ausschließen.

Das Schlimmste ist vorüber
Bis die Wirtschaft das Niveau von vor der Coronakrise wieder erreicht hat, dürfte es dauern. Die Experten der Privatbank rechnen damit nicht vor dem Jahr 2022. "Das liegt daran, dass der wirtschaftliche Schaden, den Covid-19 angerichtet hat, einige anhaltende Spuren hinterlassen wird", erklären sie. Nicht alle Unternehmen werden die Krise überleben, die Arbeitslosenrate dürfte vorerst weiter steigen. Die hohen Kredite, die viele Firmen zuletzt aufnehmen mussten, werden die Investitionsbudgets belasten und damit das Produktivitätswachstum. Der konjunkturelle Tiefpunkt scheint aber vorerst überwunden, so das Fazit der Analysten. (fp)