Manche Anleger schwören auf konzentrierte Portfolios von wenigen Dutzend Aktien, andere halten 200 Positionen oder mehr für ratsam. Analysten der Privatbank M.M.Warburg sind der Grundsatzfrage nachgegangen, ob es eine optimale Portfoliogröße gibt. Dazu haben sie für den Zeitraum 2007 bis 2015 unter allen Aktien im Stoxx 600 jeden Monat die attraktivsten fünf Prozent (also 30 Top-Aktien pro Monat) ausgewählt. Anschließend haben sie berechnet, wie sich diese Titel in den jeweils nacfolgenden dreieinhalb Jahren relativ zum breiten Markt geschlagen haben.

Das Ergebnis spricht für sich: Im Zeitraum von 2007 bis 2018 erzielten diese gekauften Top-Aktien nach etwa drei Jahren im Durchschnitt eine kumulierte Outperformance gegenüber dem pan-europäischen Kursbarometer von acht Prozentpunkten, schreiben die M.M.Warburg-Experten. Allerdings mussten dafür auch etwa 3.000 Aktien gekauft werden – unter Einrechnung der Handelskosten also wäre das Resultat deutlich schmaler ausgefallen. 

Was automatisch die Frage aufwirft, ob nicht auch mit einem weniger ausschweifenden und damit kostengünstigeren Portfolio eine ähnlich auskömmliche Performance zu erzielen war. Das Ergebnis dieses komplexen Rechenexperiments liefert einen lehrbuchmäßigen Beleg für die Macht der Diversifikation: Durch eine breitere Streuung ändert sich die Risikostruktur des Portfolios deutlich zum Positiven. "Dabei profitiert der Investor von dem Effekt, dass die 'guten' Aktien zu stärkeren positiven Abweichungen tendieren als die 'schlechten' Aktien zu negativen Abweichungen von der Benchmark", erklären die Experten der Bank.

Hundert Aktien sind perfekt
Ein Portfolio aus zehn Aktien hat eine günstigere Risikostruktur als eine Einzelaktie. Das ist aber noch längst nicht das Ende. "Selbst bei 30 Aktien ist die Situation noch nicht optimal", so die Analysten. Auch in diesem Fall musste man damit rechnen, dass das Portfolio nach drei oder mehr Jahren dem breiten Markt rund fünf Prozent hinherherhinkt. "Erst bei etwa 50 selektierten Aktien im Portfolio beginnt die Diversifikation ihre volle Macht zu entfalten", heißt es vonseiten der Privatbank.

Ein nahezu perfektes Bild zeigt sich erst bei hundert ausgewählten Titeln. "Hier beginnen, zumindest vor Kosten, sogar die Worst-Case-Szenarien gegenüber der Benchmark gut auszusehen", erklären die Experten, und ergänzen: "Ein so großes Portfolio muss nicht unbedingt eng am Vergleichsindex kleben. In der Gewichtung einzelner Länder und Sektoren kann es sich durchaus von der Benchmark unterscheiden." Investoren, denen hundert Aktien im Depot zu unübersichtlich sind, fahren den Analysten zufolge auch mit 50 Titeln noch gut. Weniger sollten es aber nicht sein. (fp)