Der Vorsitzende der Schwellenland-Gruppe von Franklin Templeton, Mark Mobius, geht davon aus, dass Chinas "New Economy" das Wachstum in dem Land antreiben wird, während es sich darum bemüht, nicht mehr so stark von kreditfinanzierten Investitionen abhängig zu sein. Das Problem besteht Mobius zufolge darin, dass ein erfolgreicher Wandel in vielen Aktienbewertungen bereits eingepreist ist. Im ChiNext-Index – der von lokalen Händlern als Richtschnur für New-Economy-Unternehmen verwendet wird – sind die Bewertungen nach einer 25 Prozent Rally in den vergangenen vier Wochen dreimal höher als im Shanghai Composite Index.

Erinnerungen an Dot-Com-Boom 2000 werden wach
Die Rally macht deutlich, dass die Investoren fest darauf vertrauen, dass die Kommunistische Partei bei ihrem nächsten Fünfjahresplan, der diese Woche beraten wird, die New Economy betonen wird. Mobius hingegen fühlt sich an den Dot-Com-Boom in den USA des Jahres 2000 erinnert. Die Vorhersagen von damals, wonach das Internet die Produktivität ankurbeln und Branchen von Medien bis Einzelhandel umkrempeln würde, erwiesen sich als richtig. Allerdings mussten Investoren in Aktien aus dem Nasdaq Composite Index 15 Jahre ausharren, um ihre Verluste wieder wettzumachen, nachdem die Blase geplatzt war.

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"Nicht alle Unternehmen werden erfolgreich sein"
"Wir sehen uns einer Situation gegenüber, die ein bisschen mit 2000 vergleichbar ist. Einige Leute sehen bestimmte Unternehmen zu optimistisch – und wir müssen vorsichtig sein", erklärte Mobius, dessen 1,2 Milliarden US-Dollar schwerer Templeton Asian Smaller Companies Fund in den vergangenen fünf Jahren 85 Prozent der vergleichbaren Fonds hinter sich gelassen hat. "Der Wandel geht sicherlich voran und wird auch erfolgreich sein, aber das bedeutet nicht, dass alle Unternehmen erfolgreich sein werden."

"Wenn die Leute zu begeistert werden, ist Vorsicht angebracht"
Der ChiNext-Index – in dem Internet-, Automatisierungs-, Umweltschutz- und Medienkonzerne mit die höchsten Gewichtungen haben – kommt auf ein mittleres Kurs-Gewinn-Verhältnis von 41; gemessen an den Gewinnprognosen für die nächsten zwölf Monate. Zum Vergleich: Im Shanghai Composite beträgt es 13 und im Nasdaq-Index 20, in dem Tech-Riesen wie Apple und Amazon vertreten sind. "Wenn die Leute zu begeistert werden, ist Vorsicht angebracht", sagt Kai Kong Chay, China-Vermögensverwalter bei Manulife Asset Management. "Es wurde viel von einer stärkeren Öffnung des Dienstleistungssektors geredet, wie auch des Umweltschutzes und der erneuerbaren Energien. Aber ein Großteil davon ist bereits eingepreist." (mb/Bloomberg)