In seinem milliardenschweren Fonds meidet Ruchir Sharma, Schwellenländer-Chef bei Morgan Stanley Investment Management, chinesische Aktien – und auch die von Ländern, deren Wachstum besonders stark von China abhängt. Die jüngsten Bedenken hinsichtlich Investments in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt scheinen weniger auf die jüngsten Kursrückschläge bei Festland-Aktien zurückzuführen. Vielmehr haben ihn die mittel- bis langfristigen konjunkturellen Aussichten zu diesem Schritt veranlasst, wie er in einem Interview mit Bloomberg erklärt.  

Der Fondsmanager rechnet mit einer anhaltenden Konjunkturverlangsamung, die das globale Wachstum unter die Zwei-Prozent-Marke drücken könnte. Dies habe es in den letzten 50 Jahren Bloomberg-Daten zufolge nur in fünf unterschiedlichen Zeiträumen gegeben – zuletzt 2008 bis 2009. Für Sharma komme eine derartige Abkühlung einer Rezession gleich. "Die nächste globale Rezession ist Made in China", konstatiert er gegenüber der Nachrichtenagentur. Und weiter: "In den nächsten Jahren werden die wunden Punkte für die Weltwirtschaft wohl vor allem in China liegen."

"Vertrauensschaden wird eine ganze Weile anhalten"
Auch der Internationale Währungsfonds verwies in seinem aktualisierten "World Economic Outlook" vor steigenden Risiken in China gewarnt. Der weltweite Einfluss des Landes hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Laut Morgan Stanley trug China im Vorjahr 38 Prozent zum Weltwirtschaftswachstum bei; 2010 waren es nur 23 Prozent gewesen. China ist weltgrößter Importeur von Kupfer, Aluminium und Baumwolle und wichtigster Handelspartner für Brasilien, Südafrika und andere Staaten.

Zum Problem für die chinesische Regierung könnte laut Sharma die staatliche Verschuldung werden. Der jüngste Kurssturz habe der Überzeugung mancher Investoren einen Schlag versetzt, dass die chinesischen Behörden Wirtschaft und Märkte fest im Griff haben und immer ihre Ziele erreichen können, sagt Sharma. "Was letzte Woche in China passiert ist, war deshalb so bedeutsam, weil es zum ersten Mal Anzeichen gab, dass etwas nicht unter Kontrolle ist", erklärt er. "Der Vertrauensschaden wird eine ganze Weile anhalten." (dw)