In Bezug auf die Kapitalmarkterträge war der Oktober zwar ein schlechter Monat, das Grundthema der Wirtschaftsmeldungen war jedoch nicht sonderlich Besorgnis erregend, schreibt Petr Kocourek von Morgan Stanley in seiner aktuellen Marktanalyse. Anleihen und Aktien fielen, Öl und Gold gaben nach - gestiegen sind nur Inflation und Volatilität. In gewisser Weise hatten die Marktbewegungen laut Kocourek in ihrer Normalität geradezu etwas Beruhigendes an sich. Zumindest schien es, als ob nach den Turbulenzen der jüngsten Zeit wieder ein Trend zur Normalität eingesetzt hätte. Die Anleihenrenditen bewegten sich endlich wieder nach oben, und diesmal könnten sie sogar noch weiter steigen, glaubt der Experte.

 

Der globale Liquiditätshintergrund wird von den zunehmend strafferen geldpolitischen Bedingungen dominiert, da die US-Notenbank die Leitzinsen weiter anhebt. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte dem Beispiel wesentlich früher folgen als erwartet und die Bank von Japan hat klipp und klar erklärt, dass sie im kommenden Geschäftsjahr mit einer Straffung der Geldpolitik rechnet. Da die Inflation in den Vereinigten Staaten nach oben ausschlägt, befinden wir uns wieder auf vertrauterem Terrain: Der Konjunkturzyklus tritt in seine zwiespältige Phase ein und alle machen sich Sorgen über die Inflationszahlen. Die Nachwirkungen der lockeren Geldpolitik der letzten Jahre werden uns jedoch noch einige Zeit erhalten bleiben, da der Gesamteffekt der langen Zeit des leichten Geldes nicht so rasch von höheren Zinsen abgelöst wird, meint Kocourek. Die Verzögerung zwischen den geldpolitischen Änderungen und deren Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum bedeutet auch, dass sich der volle Effekt der Straffungsserie der Fed erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2006 oder vielleicht nicht vor 2007 bemerkbar macht.

 

Sollte die Wirtschaft doch wesentlich anfälliger sein, als es die aktuellen Daten nahe legen, könnte das BIP-Wachstum im nächsten Jahr wesentlich schwächer ausfallen als erwartet und vielleicht sogar eine Rezession bringen. Wenn die Inflation hartnäckiger ist und sich stärker ausbreitet, als aus den aktuellen Daten hervorgeht, würde eine erheblich stärkere Straffung nötig werden. Damit eröffnet sich langfristig ein enorm weites Spektrum potenzieller Entwicklungen. Dies wird wiederum zu einer Zunahme der Volatilität an den Kapitalmärkten führen, zumal die Ertragsaussichten von Aktien stärkeren Schwankungen unterliegen werden. Die Grundprognose von Morgan Stanley lautet nach wie vor, dass die US-Wirtschaft auch im nächsten Jahr noch recht ordentlich in Form ist und die Inflation wieder nachlässt. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass die flacher werdende Renditekurve auf ein gewisses Gefahrenpotenzial hindeutet. In der Vergangenheit führte eine flache oder invertierte Renditekurve häufig, aber nicht immer, zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.

 

Da die US-Notenbank ihre Zinsen voraussichtlich auch noch im Jahr 2005 anhebt und die EZB immer vernehmlicher von Inflation und Geldmengenwachstum spricht, könnte es gut sein, dass zwei der drei großen Zentralbanken bis zum Ende des Jahres eine straffere Geldpolitik verfolgen. Die Bank von Japan prognostiziert ein Ende der Deflation und kündigte in deutlichen Worten an, dass damit auch der Abschied von der quantitativen Lockerung und der Nullzinspolitik näher rückt. Die Zentralbanken in Asien straffen ihre Geldpolitik ebenfalls. Die einzig nennenswerte Lockerung kam von der Bank von England. Allerdings wurden auch anderswo die Leitzinsen gesenkt, insbesondere in Brasilien und Mexiko. Dennoch werden die monetären Bedingungen weltweit knapper. Interessanterweise ist die Dynamik des tatsächlichen Geldmengenwachstums immer noch positiv. In den Vereinigten Staaten ist die Geldmenge MZM seit Mai in die Höhe geschossen und auch die breiteren Geldmengenaggregate zeigten eine Beschleunigung.

 

Kurzfristig bleiben die Aussichten für die Wirtschaft positiv. Dennoch hat Morgan Stanley ihre Position in Aktien etwas zugunsten von Geldmarkttiteln verringert und aus Europa, Japan und Asien Geld abgezogen. Damit hat Morgan Stanley insgesamt eine geringfügige Übergewichtung in Aktien, während das Unternehmen bei Anleihen nach wie vor untergewichtet, in Barpositionen dagegen übergewichtet ist. (dnu) 

 

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