Gerade als die Ölpreise ohnehin wieder zu steigen begannen, wurde die bereits angespannte Versorgungslage durch den Hurrikan Katrina weiter verschärft, der in New Orleans und der umgebenden Region schwere Schäden anrichtete. Abgesehen von den wirtschaftlichen Auswirkungen, die damit verbunden sind, wenn eine Großstadt wie New Orleans überflutet und unbewohnbar ist, bringen die Schäden am Anlagevermögen eine nicht unbedeutende Beeinträchtigung der Produktionskapazität mit sich, schreibt Petr Kocourek im aktuellen Marktausblick von Morgan Stanley. Kurzfristig wird dies zu einem schwächeren Wachstum und zu Behinderungen von Schifffahrt und Überlandtransporten führen. Mittelfristig wird das Wachstum wieder anziehen, wenn der Wiederaufbau einsetzt. Dies wird sich zwar in der Gesamtzahl des BIP positiv auswirken, dennoch ist der Verlust von Anlagevermögen und Produktionskapazität ein schwerer Schlag, und der reine Wiederaufbau bedeutet, dass Kapital von Projekten abgezogen wird, wo es unter dem Strich einen größeren Nutzen gebracht hätte.

 

Obwohl in der letzten Zeit eine Beschleunigung des globalen Wachstums zu beobachten war, gab es unter den jüngsten Daten doch einige, die dieses Bild in Frage stellten und die Gefahr negativer Überraschungen heraufbeschworen. Die Ölpreise steigen mittlerweile seit mehreren Jahren kontinuierlich an und scheinen nur einen recht geringfügigen Einfluss auf das Wachstum zu haben. Ins reale Verhältnis gesetzt und um den US-Verbraucherpreisindex bereinigt, hat der Ölpreis derzeit 60% seines realen Allzeithochs vom Oktober 1979 erreicht. Die einzige gute Nachricht ist, dass der Ölpreis im Vergleich zum verfügbaren Einkommen der US-Haushalte derzeit nur bei 31% seines Allzeithochs steht, das ebenfalls im Oktober 1979 markiert wurde. In Europa ist die Situation nicht so günstig, da das verfügbare Einkommen der Privathaushalte dort nicht so rasch gewachsen ist wie in den Vereinigten Staaten.

 

Trotz Anstieg des Ölpreises blieb die globale Inflation niedrig

 

Bisher blieb die globale Inflation trotz des enormen Anstiegs der Ölpreise recht niedrig. Wenn die Unternehmen wieder etwas Preisgestaltungskraft zurückgewinnen und die höheren Energiebezugskosten auf die Verbraucher umlegen können, dann wird der lange erwartete Inflationsschub schließlich doch eintreten und die Zentralbanken müssen etwas härter auf die geldpolitischen Bremsen treten. Die kurzfristigen Zinsen müssten stärker anziehen als erwartet und die langfristigen Zinsen müssten sogar noch höher klettern. Wenn es den Unternehmen dagegen nicht gelingt, die Teuerung weiterzugeben, werden ihre Margen zunehmend unter Druck geraten, was für die Aktien schlecht wäre. Lange Zeit vertraten wir die Meinung, dass die Ölpreise sinken müssten, aber offensichtlich haben sie dies nicht getan. Zusätzlich zu dem von der Nachfrage verursachten Auftrieb bei den Ölpreisen kommen nun auch immer mehr Beeinträchtigungen auf Seiten der Versorgung ins Spiel. Das bedeutet, dass der Ölpreis längere Zeit höher bleiben wird, obwohl es fraglich ist, ob ein Niveau von 70 USD oder mehr je Barrel auf Dauer gehalten werden kann.

 

Schwierige Zeiten für Aktienmärkte im August

 

Die Aktienmärkte haben erneut begonnen, sich auf den Ölpreis zu konzentrieren, nachdem sie ihn während des Sommers größtenteils ignoriert hatten. Die Richtung der Ölpreise war ein guter konträrer Indikator für die Aktienmärkte, während die Rentenmärkte durch die unerwartet schwachen Wirtschaftsmeldungen aus den USA Rückenwind erhielten. Abgesehen von Japan hatten die Aktienmärkte im August eine schwierige Zeit zu überstehen.

Die Anleihenrenditen sind wieder auf ein Niveau von rund 4% für 10-jährige US-Schatzanleihen und etwas über 3% für 10-jährige deutsche Bundesanleihen gestiegen. Die US-Notenbank ist offenbar nach wie vor entschlossen, die Zinsen weiter anzuheben und lässt sich durch einige schwächere Wirtschaftsdaten nicht beirren. Dies ist durchaus gerechtfertigt, da die US-Wirtschaft nach wie vor mit einem ordentlichen Tempo wächst und die vereinzelten schwächeren Daten insgesamt noch kein triftiges Argument für ein Ende des Straffungszyklus liefern. Die flacher werdende Renditekurve beleuchtet die unterschiedlichen Meinungen über den richtigen Preis des Geldes: Nach Ansicht der Federal Reserve ist er immer noch zu billig, während der Rentenmarkt den Preis am langen Ende gegenüber dem Augusthoch um etwa 40 Basispunkte gesenkt hat.

An unserer untergewichteten Position in Anleihen ist zu erkennen, dass wir uns nach wie vor im Lager derer befinden, die mit einer Normalisierung der Anleihenrenditen rechnen. Diese Ansicht beruht sowohl auf fundamentalen Faktoren als auch auf unseren quantitativen Modellen. Im vergangenen Monat haben wir keine wesentlichen Änderungen an unseren Allokationen vorgenommen. Wir bleiben bei unserer Übergewichtung in Aktien.

 

In dem aktuellen Marktausblick von Petr Kocourek finden Sie Kommentare, Marktüberblicke und Informationen für den September 2005 zum Download.