Japan wird zunehmend als sicherere Alternative zu China angesehen, meint Robert Samson, weltweiter Leiter des Multi-Asset-Bereichs bei Nikko Asset Management. Samson verweist als Grund auf die wachsenden geopolitischen Spannungen, welche die Aussichten für China-Investments belasten. "Auch Taiwan wird von vielen im Westen als risikoreichere Anlagemöglichkeit angesehen, obwohl wir eine Invasion nicht als kurzfristiges Risiko ansehen", betont der Stratege. Japan hingegen biete einen vergleichsweise sicheren Zugang zum Wachstum in Asien.

Samson begründet die Attraktivität der Inselnation mit grundlegenden Reformen, die die Unternehmen des Landes erfassen. So hätten sich nach dem japanischen Wirtschaftsmodell namens "Keiretsu" Unternehmen gegenseitig aneinander beteiligt, ohne ernsthafte Forderungen nach Rendite zu stellen. Dies habe zur Folge, dass bei vielen Firmen das Kurs-Buchwert-Verhältnis unter eins liege, "was typischerweise Kapitalvernichtung bedeutet", erläutert Samson.

Rückgang der Kapitalbasis
"In einer deflationären Welt könnte ein allmählicher Rückgang der Kapitalbasis als Maßnahme zum Werterhalt toleriert werden, nicht jedoch bei steigenden Preisen, vor denen nur Wachstum eine gewisse Sicherheit bietet", führt der Nikko-Experte aus. "Nimmt man den Lohndruck hinzu, dann bleibt den Unternehmen keine andere Wahl, als ihre Strategien zu überdenken." Die Tokioter Börse habe angesichts dieser Lage ernsthafte Reformen eingeleitet. "Sie verlangt von den Unternehmen mehr Shareholder Value", erläutert Samson.

Die Aktienrückkäufe würden zunehmen. Immer mehr Unternehmen setzten sich konkrete Ziele zur Steigerung des Shareholder Value. Bei fast einem Viertel der 100 größten Nikkei-Unternehmen liege das Kurs-Buchwert-Verhältnis immer noch unter der von der Börse Tokio festgelegten Untergrenze von eins, räumt der Japan-Kenner ein. "Die Unternehmen dürften hoch motiviert sein, erstens um ihre Börsennotierung zu erhalten und zweitens um wettbewerbsfähig zu bleiben", ergänzt Samson.

"Bewertungen sind attraktiv"
"Es ist nur ein Anfang, aber es handelt sich dennoch um eine bemerkenswerte und notwendige Veränderung im Verhalten der Unternehmen", meint der Stratege. So ein grundlegender Wandel brauche zudem Zeit. Für Investoren bestehe aber das Risiko, etwas zu verpassen. "Die Bewertungen sind attraktiv, die Erträge verbessern sich und die sich ausbreitende Überzeugung, dass Reformen nicht nur 'gut', sondern für eine nachhaltige Zukunft notwendig sind, nährt unsere Überzeugung, Japan höher zu gewichten", folgert Samson. (ert)