Was soll so verwerflich sein am Erfolg von reinen Spaß-Coins wie Dogecoin und Shiba Inu? Oder anders gefragt: Wer hätte ahnen können, dass die angebliche Cyber-Devise Squid, basierend auf dem Netflix-Hit "Squid Game", als Betrugsmodell angelegt war? Eigentlich jeder, der genau hingeschaut hat, meint Neil Wilson, leitender Marktanalyst von Markets.com. Schon allein die Internetseite der vorgeblichen Kryptowährung sei zwielichtig gewesen, habe unter anderem mit einem gefälschten Zitat von Tesla-Chef Elon Musk aufgemacht, zitiert ihn die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Die Krypto-Welt sei immer noch der "Wilde Westen", wo dubiose Projekte wertvoller sein können als solche, die auf jahrelanger Planung basieren, kritisiert Wilson. 

Auch innerhalb der Krypto-Szene übt man sich angesichts der jüngsten Skandale in Selbstkritik. "DeFi kann Ihr Vermögen gefährden", warnt laut FAZ John Hargrave, Herausgeber des "Bitcoin Market Journal", fast schon verzweifelt. Das Akronym steht für "Decentralized Finance" und benennt einen der aktuell bedeutendsten Trends in der Kryptoszene. Im DeFi-Bereich tummelten sich Spieler und Spekulanten, die immer riskantere Wetten abschlössen, so Hargrave. Momentan entstehe dort nicht die Zukunft des Finanzsystems, sondern eine riskante Nebenwelt, die die Reichen reicher und die Armen ärmer mache.

Sind Krypto-Kredite die neuen Subprime-Darlehen?
Hargrave kritisiert insbesondere beliebte Kryptolending-Plattformen wie Aave. Dort muss man aufgenommene Kredite zuvor massiv überbesichern. Die Macher hinter Aave begründen das damit, dass Kredite oft zum Hebeln von Positionen oder zum Begleichen unerwarteter Rechnungen aufgenommen würden. Laut Hargrave schlagen Krypto-Kredite damit dieselbe Richtung wie Hypothekenkredite vor der Finanzkrise ein. Letztere gelten als ein Katalysator der weltweiten Krise in den Jahren 2008/2009. (fp)