Börsianer schätzen die Konjunktur in der Euro-Zone im Januar so schlecht ein wie seit über vier Jahren nicht mehr, zeigen aktuelle Umfragen der Investment-Beratungsfirma Sentix. Clevere Renditesucher aber können aus einer solch weitverbreiteten Katerstimmung durchaus Kapital schlagen, meint Sven Lehmann, Fondsmanager beim Family Office HQ Trust. Er hat untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen negativen Wirtschaftsindikatoren und der Aktienkursentwicklung gibt, und ist zu einem erstaunlichen Ergebnis gekommen.

Quelle: HQ Trust

Die Analyse zeigt: Lag der Anteil der OECD-Länder mit schlechten Wirtschaftsindikatoren zwischen 0 und 25 Prozent, verlor der globale Aktienindex MSCI ACWI in den folgenden zwölf Monaten im Schnitt 1,1 Prozent an Wert. Lag der Anteil der Problemkandidaten in der OECD bei einem Viertel bis der Hälfte, legten die Kurse dagegen im Schnitt um 11,5 Prozent zu.

"Kaufen, wenn die Kanonen donnern" stimmt
Waren die Wirtschaftsindikatoren für die Hälfte bis drei Viertel der OECD-Länder negativ, stiegen die Aktienkurse im Schnitt um 11,8 Prozent. Bei 75 bis 100 Prozent negativem Ausblick legten die Kurse in den folgenden zwölf Monaten sogar um durchschnittlich 18,6 Prozent zu. Für die Analyse untersuchte Lehmann die OECD Composite Leading Indicators in den Jahren 1969 bis 2018.

Die Schlussfolgerung aus der Untersuchung: Wirtschaftsindikatoren eignen sich zwar für die Aktienmarktprognose, aber anders als gedacht. "Anleger sollten in Aktien investieren, wenn die Indikatoren überall eher negativ sind", sagt Lehmann. "Denn der Aktienmarkt hat diese Entwicklung meist schon mit fallenden Kursen antizipiert." Umgekehrt sollten Investoren eher nicht zu Aktien greifen, wenn der Ausblick hauptsächlich positiv ist. (fp)