Ressourcenverfügbarkeit und Ressourceneffizienz sind die zentralen Faktoren für die Lebensqualität in einem Land. Umgekehrt gefährdet die Ressourcenverknappung den Wohlstand. Die einzelnen Staaten sind gefordert, durch die Anpassung der Rahmenbedingungen für eine effizientere Nutzung von natürlichen wie von Sach- und Humanressourcen zu sorgen. Der Erfolg einer Volkswirtschaft im Umgang mit Ressourcen kann sich langfristig auf ihre Kreditwürdigkeit und damit auf die Attraktivität der Staatsanleihen auswirken. In einer neuen Nachhaltigkeitsstudie hat die Bank Sarasin ihr Nachhaltigkeitsrating einzelner Länder aktualisiert. Am besten schneiden Länder mit vielen Ressourcen oder hoher Effizienz ab. Dazu zählen unter anderem Schweden, Australien, Brasilien, Japan, die Niederlande und Deutschland. Auch die Schweiz schneidet dank überdurchschnittlicher Ressourceneffizienz gut ab.

 

Die Zahlungsfähigkeit und damit die Bonität eines Landes sind eng mit seiner nachhaltigen Leistungsfähigkeit verbunden. Die Bank Sarasin bewertet Staatsanleihen mithilfe eines Nachhaltigkeitsratings, welches es dem Investor erlaubt, Umwelt- und Sozialkriterien in seine Anlageentscheide einfließen zu lassen. Die neue Nachhaltigkeitsstudie der Bank Sarasin "Die Welt in der Zwickmühle zwischen Wohlstand und Ressourcenschutz" führt gegenüber früheren Jahren einen neuen, innovativen Aspekt in der Bewertung von Ländern ein: Erstmals vergleicht die Bank Sarasin die Nachhaltigkeit von Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern auf der Basis gleicher Indikatoren. Im Mittelpunkt der Analysen steht der Umgang der einzelnen Länder mit ihren Ressourcen.

 

Ressourceneffizienz ist Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung

 

"Für eine nachhaltige Entwicklung müssen wir weltweit gesehen die Effizienz steigern, mit der wir Ressourcen einsetzen. Effizienz beinhaltet zwei Aspekte: Einerseits muss der Ressourceneinsatz zur Erzeugung des materiellen Wohlstand reduziert werden, unter anderem durch den Einsatz ressourcensparender Technologien. Anderseits ist der materielle Wohlstand kein Selbstzweck, sondern sollte sich in einer höheren Lebensqualität niederschlagen. Hierbei sind auch immaterielle Faktoren wie Zufriedenheit, Sicherheit oder Gerechtigkeit entscheidend. Dabei ist insbesondere der Staat gefordert, welcher durch wirkungsvolle Rahmenbedingungen in den Bereichen Wirtschafts- und Sozialpolitik, Finanzwirtschaft, Verwaltung und soziale Infrastruktur (Bildung, Gesundheitswesen) die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine hohe Lebensqualität legen kann", sagt Dr. Eckhard Plinke, Leiter Sustainability Research, Bank Sarasin & Cie AG.

 

Ressourcenverknappung gefährdet den Wohlstand

 

Die Grundlage jeglichen Wirtschaftens sind natürliche Ressourcen wie die nicht erneuerbaren Energieträger Erdöl und Kohle oder die regenerativen Rohstoffe Boden und Wasser. Durch den möglichst effizienten Einsatz von natürlichen sowie von Sach- und Humanressourcen produziert eine Volkswirtschaft Güter und Dienstleistungen mit dem Ziel, eine hohe Lebensqualität zu erreichen. Die laufende Steigerung des Wohlstandes in Entwicklungs- und Schwellenländern respektive die Beibehaltung der Lebensqualität in entwickelten Ländern führen jedoch zur Verknappung natürlicher Ressourcen. Insbesondere die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sowie die Übernutzung der Ressource Boden sind besorgniserregend. Von letzterer ist im besonderen Masse der Landwirtschaftssektor betroffen, welcher in Zukunft an seine Grenzen stoßen könnte. Eine zusätzliche Belastung der Volkswirtschaften stellt die Demografie-Entwicklung dar: In Entwicklungsländern erhöht das anhaltende Bevölkerungswachstum den Ressourcenbedarf und in entwickelten Ländern gefährdet die Überalterung den Generationenvertrag, die nachhaltige wirtschaftliche Versorgung älterer Menschen durch die jüngeren.

 

Systematische Länderbewertung: Schweden top

 

Eine solide Ressourcenverfügbarkeit ist für die Entwicklung eines Landes förderlich, global gesehen ist aber eine nachhaltige, dauerhaft durchhaltbare Entwicklung nur durch Steigerung der Ressourceneffizienz erreichbar. Als Grundlage für die Aufnahme der jeweiligen Staatsanleihen in ihre nachhaltigen Anlagen stellt die Bank Sarasin die beiden Aspekte einander gegenüber und positioniert die Länder entsprechend in der Nachhaltigkeitsmatrix. Dabei heben sich zwei Gruppen von Ländern positiv ab: ressourcenreiche Länder wie z.B. Australien und Brasilien oder solche, die zwar nur über wenige Ressourcen verfügen, diese dafür effizient nutzen. Zu letzterer Gruppe gehören beispielsweise Japan, die Niederlande, Deutschland, aber auch die Schweiz. Schweden schneidet in Bezug auf beide Bewertungsgrößen gut ab. Am anderen Ende der Skala befinden sich die ineffizienten Länder mit einer (gemessen am Verbrauch) geringen Ressourcenverfügbarkeit - z. B. Griechenland, die USA und viele afrikanische und asiatische Staaten - sowie ressourcenreiche Länder mit geringer Effizienz, insbesondere Russland.

 

Schweiz: Weiteres Verbesserungspotenzial bei der Effizienz - Erfindergeist lässt hoffen

 

Trotz der bescheidenen Biokapazität hat die Schweiz aufgrund der weitgehend CO2-freien Stromerzeugung nur ein moderates ökologisches Defizit bei der wirtschaftlichen Produktion. Gleichzeitig verfügt das Land reichlich über Sach-, Human- und Finanzkapital. Die Lebensqualität ist in allen Bereichen sehr hoch, sie wird jedoch - unter Berücksichtigung der Importe - mit einem ebenfalls hohen ökologischen Fußabdruck erzeugt. Deshalb besteht bei der Effizienz der Ressourcennutzung noch Verbesserungspotenzial. Der Erfindergeist der Schweizer lässt hier auf Erfolg hoffen: Sie haben die dritthöchste Patentdichte der Welt. Weiter sprechen die hervorragenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rahmenbedingungen für das Alpenland. (dnu)