Unter Banken gibt es vermehrt Zweifel daran, dass die diesjährigen Stresstests, deren Ergebnisse am 29. Juli veröffentlicht werden, überhaupt etwas bringen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Die Institute sagen demnach, dass die Aufseher besser in der italienischen Bankenkrise tätig werden sollten, statt eine erneute Pflichtübung mit begrenzter Aussagekraft zu absolvieren.

Die Probleme der italienischen Banken sind tatsächlich hinreichend bekannt, die Stresstests dürften keine neuen Ergebnisse bringen. Derzeit sind Kredite in Höhe von rund 360 Milliarden Euro ausfallgefährdet, der Kapitalbedarf beträgt 40 Milliarden Euro.

Als die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Bankenaufsicht (EBA) im Jahr 2014 die Bankbilanzen prüften, fielen neun italienische Banken durch, weil sie nicht genügend Kapital hatten. In diesem Jahr wird wohl trotz der akuten Probleme kein einziges Institut durchfallen, denn das sehen die Stresstests nicht vor. Einige Branchenkenner halten die Annahmen für das Stressszenario ohnehin für deutlich zu milde und bezweifeln, dass die Prüfungen Aufschluss über den tatsächlichen Kapitalbedarf geben können.

Viel Aufwand für nichts
Auch die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Liane Buchholz, kritisiert die Annahmen, die den Stresstests zugrunde liegen. Sie seien wenig realistisch, sagte Buchholz der FAZ. Ihre Argumentation: Die EBA habe ganze zwei Jahre gebraucht, um die Stresstests vorzubereiten. Die Annahmen, auf denen die Tests basiert, seien also mindestens genauso alt. "Italien zeigt, dass die angenommenen Daten von der Realität überholt wurden", so die VÖB-Geschäftsführerin. Ihrer Ansicht nach sind die diesjährigen Stresstests deshalb kaum mehr als eine aufwendige mathematische Übung. (fp)