Auch in Japan sind Aktien stark gefragt. Der Nikkei-Index stieg zuletzt auf mehr als 30.000 Punkte – zum ersten Mal seit 1990. Damals befand sich Japan mitten in einer Wirtschaftsblase. Diesmal ist das anders, erklärt Naoki Kamiyama, Chefanlagestratege bei Nikko Asset Management. "Der jetzige Anstieg inmitten einer weltweiten Aktienhausse ist die Folge umfangreicher Staatsausgaben, insbesondere in den USA, die die weltweite Nachfrage ankurbeln", sagt er.

Von einer Blase könne man sprechen, wenn das Hoch an der Börse nicht durch Fundamentaldaten gerechtfertigt wäre. Das sei in Japan aber nicht der Fall, erklärt der Experte. Viele Verbraucher hätten mehr Geld zur Verfügung als vor der Pandemie. Auch die Impfkampagnen geben den Aktienmärkten zusätzlichen Rückenwind, weil sie die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Normalisierung verstärken. "Da diese Normalisierung Zeit brauchen wird, kann der Markt bis auf weiteres mit einer lockeren Geldpolitik rechnen", sagt Kamiyama. 

Inflationsängste bleiben ein Risikofaktor
Das heißt freilich nicht, dass der Aktienmarkt frei von Risiken ist. So könnte etwa die Regierung um US-Präsident Joe Biden ihren Versuch, die Steuern in den USA zu erhöhen, vorziehen. Eine weitere Bedrohung für den Markt liegt in einem Anstieg der langfristigen Zinsen. "Ein solcher Anstieg ist an sich keine schlechte Sache, solange die Erholung der Beschäftigung mit den Inflationserwartungen Schritt hält", erklärt Kamiyama. Steigende Zinssätze trüben aber die Stimmung am Markt, wenn zahlungskräftige Verbraucher in einem Kaufrausch dafür sorgen, dass das Warenangebot nicht mit der Nachfrage mithalten kann. "Das könnte Inflationsängste auslösen, während die Erholung der Wirtschaft noch im Gange ist." (fp)