Die enttäuschenden Wirtschaftsdaten der letzten Wochen haben auch die Fed nicht kalt gelassen. Nach der Sitzung vom letzten Dienstag hat sie angekündigt, Kapitalrückzahlungen auf ihren Bestand an Hypothekarpapieren in US-Staatsanleihen zu reinvestieren, um den Bestand an Anleihen konstant zu halten. Das ist eine klare Abkehr vom bisherigen Kurs, schreibt Dr. Alessandro Bee, Ökonom der Bank Sarasin & Cie AG, in einer aktuellen Analyse. Nachfolgend der Originalbericht:

 

Die US-Notenbank hatte die Märkte in den letzten Monaten auf eine graduelle Rückführung der Maßnahmen der quantitativen Geldpolitik (also dem Aufkauf von Staats- und Hypothekaranleihen durch die Notenbank) vorbereitet. Mit dem Entscheid von letzter Woche öffnet die Fed nun die Tür für weitere Anleihenankäufe. Das wirft die Frage auf, ob es eine weitere Runde quantitativer Geldpolitik geben wird, nachdem die US-Notenbank bereits im März 2009 dieses Instrument ein erstes Mal eingesetzt hatte.

 

Fed - Quo vadis?

 

Um darauf eine Antwort zu geben, muss man sich fragen, was die Fed mit dieser Politik bewirken kann und unter welchen Bedingungen dieses Instrument im März 2009 eingesetzt wurde. Die Fed hat damals versucht mit dem Ankauf von Anleihen Marktverwerfungen, die einen großen Teil des Kapitalmarktes gelähmt hatten, zu lindern. Heute sind im Gegensatz zu damals aber kaum mehr Spannungen im Kapitalmarkt vorhanden, weshalb dieses Argument für den Einsatz von quantitativer Geldpolitik wegfällt.

 

Ein zweites Ziel der Fed mag eine Senkung des allgemeinen Zinsniveaus in den USA sein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Zinsen sind aber bereits heute auf ein rekordtiefes Niveau gefallen. Sie notieren sogar auf einem tieferen Niveau als im März 2009, obwohl der Zustand der Wirtschaft im ersten Quartal des letzten Jahres wesentlich schlechter war als heute. Deshalb dürfte auch eine weitere Senkung der Zinsen kein vorrangiges Ziel der Fed sein.  

 

Drohende Deflationsfalle

 

Bleibt noch die Furcht vor Deflationserwartungen. Kapitalmarktindikatoren für Inflationserwartungen legen nahe, dass diese in den letzen Monaten rückläufig waren. Das Beispiel von Japan zeigt, dass eine Volkswirtschaft, die einmal in eine Deflationsfalle geraten ist, kaum mehr herausfindet. Umso wichtiger ist es für die Fed Deflationserwartungen präventiv zu bekämpfen. Die Vermeidung von Deflationserwartungen dürfte damit die Hauptmotivation für einen weiteren Anleihenankauf sein. Sollte die anbahnende US-Konjunkturschwäche drohen, in eine erneute Rezession zu münden, wären Deflationserwartungen in den USA sehr wahrscheinlich. Die US-Notenbank würde dann eine zweite Runde quantitativer Geldpolitik einläuten. Die Bank Sarasin erwartet allerdings keinen heftigen Abschwung und geht deshalb davon aus, dass die Fed letzten Endes auf eine zweite Runde quantitativer Geldpolitik verzichtet.