Immer mehr Zentralbanken werden sich künftig von der lockeren Geldpolitik verabschieden und einen neuen Kurs fahren, erwartet Witold Bahrke, Makrostratege beim Fondsanbieter Nordea. Wohin genau die geldpolitische Reise gehe, sei noch nicht klar. Sicher sei aber, dass der Kurswechsel wichtige Konsequenzen für Anleger haben werde. "Damit geht die fast universelle monetäre Stützung von Anlageerträgen und Makrostabilität verloren", sagt Bahrke. 

Alle drei großen Zentralbanken befinden sich mittlerweile auf einem geldpolitischen Straffungskurs. "Damit ändern sie die Spielregeln dramatisch", sagt Bahrke. So hat die US-Notenbank Fed als Reaktion auf den steigenden Optimismus in der US-Wirtschaft einen neuen Zinserhöhungszyklus begonnen. Auch wenn sie dabei noch behutsam vorgeht, ist die Wahrscheinlichkeit überraschender Zinsschritte gestiegen. In Europa verlangsamt die Europäische Zentralbank (EZB) derweil das Tempo ihrer Anleihekäufe. Und selbst die chinesische Zentralbank fährt inzwischen einen restriktiven Kurs. 

Geldpolitische Straffung ist nicht verkehrt
Zwar werde das Wachstum durch eine geldpolitische Straffung erschwert. Das sei grundsätzlich nicht verkehrt, wenn die Wirtschaft zu überhitzen drohe, sagt Bahrke: "Werden dann aber noch massive Konjunkturprogramme aufgelegt, könnte entgegen landläufiger Meinung das Ende des aktuellen Zyklus eher beschleunigt als aufgeschoben werden." Entsprechend sei dieser Faktor ganz wesentlich für die Frage, ob der aktuelle Marktoptimismus gerechtfertigt ist.

Mit dem Rückzug der Zentralbanken als wichtigstem positiven Treiber der Märkte änderten sich die Spielregeln grundlegend: "Wie es an den Märkten künftig weitergeht, hängt davon ab, inwieweit dieser Regimewechsel die makroökonomischen Risiken insgesamt beeinflusst." Die Märkte bleiben optimistisch. Zum Teil auch, weil sie hoffen, dass nach dem Rückzug der Zentralbanken nun die Fiskalpolitik den Staffelstab übernimmt. "Deren Dominanz wäre allerdings eine gefährliche Antwort auf das Ende der Zentralbankdominanz. Denn sie würde die makroökonomischen Risiken eher verschärfen als verringern und die Zentralbanken in einem wachstumsschwachen Umfeld zu übertriebenen Zinserhöhungen zwingen", warnt Bahrke. Die beste Antwort auf den Regimewechsel in der Geldpolitik wäre dehalb der weitgehende Verzicht auf Konjunkturprogramme. (fp)