Die Häuserpreise in den USA sind zwischen Ende 2019 und Mai 2022 um 43 Prozent gestiegen. Das könnte ein erstes Anzeichen für eine Blasenbildung am US-Immobilienmarkt sein, schreibt Jan Viebig, Investmentchef der Privatbank Oddo BHF, in seinem aktuellen Marktkommentar. Der Grund: Immobilen müssen auf längere Sicht bezahlbar bleiben. Der durchschnittliche Preis für Einfamilienhäuser liege nach Angaben der National Association of Realtors (NAR) aktuell aber bei 421.000 US-Dollar (423.580 Euro) oder dem 7,5-Fachen der verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen.

"Ein weiteres Anzeichen für eine Blasenbildung sind die vermehrten spekulativen Aktivitäten am US-Immobilienmarkt", so der Experte. Jüngsten Zahlen des Datenanbieter für den Immobiliensektor Attom zufolge sei die sogenannte "Home Flipping Rate" seit dem Frühjahr 2021 kontinuierlich bis auf 9,6 Prozent im ersten Quartal 2022 gestiegen. Mit anderen Worten: Eins von zehn verkauften Häusern wurde nach durchschnittlich 161 Tagen weiterverkauft. In den Jahren vor der Finanzkrise hatte sich die Home Flipping Rate auf sechs Prozent belaufen.

Keine Krise erwartet
"Wir erwarten keine Krise am US-Immobilienmarkt wie in den Jahren 2008/2009, da die Rahmenbedingungen heute andere sind, sondern eine deutliche Abschwächung der Preisentwicklung", erklärt Viebig. Angesichts der hohen Verbraucherpreisinflation und der Blasenbildung am Immobilienmarkt werde die US-Notenbank die Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen weiter nach oben schrauben müssen. 

Die höheren Leitzinsen wiederum würden die Preisentwicklung am Immobilienmarkt dämpfen und zu einer Abkühlung des volkswirtschaftlichen Wachstums in den Jahren 2022 und 2023 beitragen, ist Viebig überzeugt. "Viele Investoren am US-Immobilienmarkt werden lernen, dass Immobilienpreise nicht beständig steigen", schreibt er. Das sei die eigentliche, oftmals vergessene Lehre aus den Krisenjahren 2008/2009." (am)