Die Corona-Krise hält Anleger in Atem. Erst stürzten die Börsen ab, dann erholten sie sich leicht, nur um dann erneut zu kollabieren. Die wilden Kursschwankungen resultieren daraus, dass Investoren nicht wissen, wie massiv die Einnahmen von Unternehmen in der aktuellen Krise schrumpfen werden, sagt Sebastian Ebert, Professor für Mikroökonomie an der Frankfurt School of Finance, im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Zieht sich der Shutdown über Monate hin, dürfte die Wirtschaft einen Schaden erleiden, der so groß ist, dass er den Einbruch an den Börsen rechtfertigt. Kehrt die Wirtschaft rascher wieder zur Normalität zurück, haben Anleger letztlich überreagiert.

Ebert beschäftigt sich mit dem Herdentrieb an den Finanzmärkten und den Emotionen von Anlegern. Er rät in der aktuellen Situation zu Gelassenheit: "Wenn Sie nicht in der Lage sind, am Börsenmarkt auch mal einen Absturz auszuhalten, dann sind Sie falsch am Platz", sagt er im Interview. "Wenn ich Aktien kaufe, sollte ich bereit sein, mich auf mindestens zehn bis 15 Jahre als Anlagehorizont einzulassen." In einem solchen Zeitraum haben sich die Kurse nach vergangenen Abstürzen in aller Regel wieder erholt.

Vorsicht vor der Verlustaversion
Langfristig orientierte Investoren sollten ihre Strategie jetzt nicht ändern, sagt der Anlageexperte. Selbst wenn man noch im Januar Aktien gekauft hat, wird sich das Investment auf lange Sicht auszahlen – sofern man die Nerven behält. Genau das dürfte in der momentanen Lage die größte Herausforderung sein. "Anleger sollten jetzt auf keinen Fall zehnmal am Tag ihr Depot checken", mahnt Ebert. "Das bringt nichts und macht nur nervös." 

Der Ökonomieprofessor weist darauf hin, dass es in der Natur von Investoren liegt, Verluste stärker zu betrauern als sich über Gewinne zu freuen. "Deshalb ist es so wichtig, dass man die Geldanlage langfristig betrachtet", sagt er. Auf lange Sicht ging es nämlich im Schnitt bislang immer aufwärts. "Wenn Sie aber jeden Tag ins Depot schauen, werden Sie verrückt." (fp)