Der Sommer nähert sich mit großen Schritten, und noch immer ist nicht klar, ob die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics in Tokio tatsächlich stattfinden. Zwar sollen, wenn alles nach Plan läuft, bis zum Beginn der Spiele fast alle älteren Bürger geimpft sein, berichtet Naoki Kamiyama, Chefstratege bei Nikko Asset Management. Zahlreiche Umfragen zeigten aber, dass die Mehrheit der japanischen Bevölkerung befürwortet, die Spiele wegen der Corona-Pandemie erneut abzusagen oder zu verschieben. Das stellt die Regierung vor ein Dilemma: Finden die Spiele statt, könnte die ohnehin niedrige Zustimmung für den Premier Yoshihide Suga weiter sinken.

Würde Tokio die Spiele absagen, wäre das für Japan-Investoren voraussichtlich kein Drama. "Die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Märkte wären begrenzt", analysiert Kamiyama. Zwar erwartet Tokio anlässlich von Olympia 90.000 Athletinnen und Athleten samt Entourage – aber Corona-bedingt kaum ausländische Touristen. "Die Nachfrage, die durch eine derart begrenzte Anzahl von Besuchern erzeugt wird, dürfte minimal sein", sagt der Nikko-AM-Experte. Die Sportlerinnen und Sportler dürften kaum nachts durch die Tokioter Bars ziehen und tagsüber shoppen gehen.

Die Normalität rückt näher
Statt auf die Olympischen Spiele wird Japan eher auf die Inlandsnachfrage setzen, um seine Wirtschaft anzukurbeln, sagt Kamiyama. Jedenfalls, sobald ein substanzieller Teil der Bevölkerung durchgeimpft ist. "Die Impfungen und die Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten werden dazu beitragen, die Sektoren wiederzubeleben, die mit Reisen, Unterkünften und Gastronomie zu tun haben und am stärksten von der Pandemie betroffen waren", erklärt der Stratege. Damit dürften sich etwa die Aktien von Eisenbahnbetreibern, Fluggesellschaften und Hotelketten erholen. (fp)