Die Streithähne einigen sich, die Ölhähne werden ein wenig zugedreht – und der Ölpreis explodiert: So könnte man den überraschenden Verlauf der am 30.11. in Wien abgehaltenen Opec-Sitzung beschreiben. Das gilt zumindest nach den nahezu euphorischen Aussagen des irakischen Ölministers Jabbar al-Luaibi, der sich zunächst noch "sehr optimistisch zeigte", zu einer "fruchtbaren Vereinbarung zu kommen." Dann platzte es aber mehr oder weniger aus ihm heraus: "Es wird eine Kürzung geben. Ja. Definitiv."

Die Ölmärkte reagierten reflexartig. So schoss die Nordsee-Sorte Brent zuletzt um mehr als acht Prozent auf einen Barrelpreis von knapp über 50 Dollar in die Höhe.


Brent-Öl legte im Rahmen der Opec-Sitzung in Wien um acht Prozent zu

Quelle: Bloomberg; in Dollar je Barrel


Folgerichtig gab es auch Zugewinne von Petro-Währungen wie der norwegischen Krone, die gegen den US-Dollar um 0,6 Prozent zulegen konnte. Der russische Rubel schaffte gar ein Plus von 0,9 Prozent. Das ist umso bemerkenswerter, als der Greenback selbst alles andere als einen schwachen Tag hatte. Denn der breit gestreute Bloomberg-Dollarindex konnte um 0,1 Prozent zulegen, gegen Nicht-Ölwährungen kamen sogar deutliche Gewinne zustande – beispielsweise ein Plus von 0,7 Prozent gegen den Yen. Auch Öl-Titel wie BP, Shell oder Eni konnten überzeugend zulegen.

Die Details des Deals waren bis zuletzt noch nicht bis auf die hinterste Komma-Stelle bekannt, der von Algerien vorgeschlagene Deal sollte allerdings auf eine Förderkürzung um 1,1 auf 32,5 Millionen Barrel pro Tag hinauslaufen.

Dauerverweigerer Russlands lenkt ein
Bemerkenswert an dem Treffen waren vor allem zwei Faktoren: Zum ersten, dass es der Opec offenbar bereits im Vorfeld gelungen war, auch Russland zu einer Kürzung der Produktion zu veranlassen. Vertreter Algeriens und Venezuelas hatten das in Moskau ausverhandelt. Voraussetzung des Kreml war jedoch, dass die Opec bei der Rückführung der Fördermenge den ersten Schritt setzt. Bislang hatte Russland Kürzungen ausgeschlossen und allenfalls ein Einfrieren der Produktion auf den aktuellen Niveaus in den Raum gestellt.

Das zweite Novum war, dass sich Irak und Saudi Arabien auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten, und am Ende sogar der dritte traditionelle Streithahn Iran einer Kürzung der Opec-Fördermenge zustimmt. Inwieweit Teheran aber tatsächlich kürzt oder nur beibehält war zur Stunde nicht klar. (hw)