Auch das Archiv von FONDS professionell ONLINE beherbergt eine Reihe von Berichten über unheilversprechende Chartverläufe: Egal, ob es sich um die Neuauflage des "Schwarzen Montags" (April 2014) oder einen bevorstehenden S&P-500-Crash (Februar 2016) handelt – in den meisten Fällen entpuppen sich die prophetischen Crash-Indikatoren als abstrakte Hirngespinste, die eher dem Zufall entsprungen sind – und bisweilen sogar um raffinierte Fälschungen.

Nun ist es wieder soweit: Passenderweise beinhaltet der neueste Chart eine gewisse Untergangsstimmung schon im Namen: Titanic-Syndrom. Dabei handelt es sich bei diesem unheilvollen Phänomen, über das die US-Finanzseite "marketwatch.com" unter Berufung auf den Chartexperten Tom McClellan berichtet, eigentlich um gar keine Neuheit. Der "Horror-Chart" wurde bereits 1965 von Bill Omaha erwähnt und gilt als vorläufiges Verkaufssignal. Experten beobachten dabei die Verhältnisse von Hoch- und Tiefpunkten einzelner Indexwerte.

In der Vorwoche war an zwei aufeinanderfolgenden Handelstagen die Anzahl der an der New Yorker Börse gehandelten Aktien, die ihren tiefsten Stand innerhalb eines Jahres markierten, jeweils höher als die Zahl jener Aktien, die ein neues Jahreshoch erklommen haben. Am 6. März waren es 42 neue Hochs im Vergleich zu 56 neuen Tiefs, am 7. März 54 neue Hochs und 64 neue Tiefs. Wenn so etwas innerhalb einer Woche nach einem neuen Allzeithoch des S&P 500 passiert, dann verwenden Charttechniker den Begriff des "Titanic-Syndroms".

Der anschließende Chart zeigt die Zeitpunkte, wann das Titanic-Syndrom in der Vergangenheit aufgetreten ist. Nicht darin enthalten ist der Crash von 1987, aber auch dort erschien zuvor dieses Signal.

Anleger sollten allerdings nicht rein nach diesem Syndrom agieren, denn in der Vergangenheit wurden dadurch bereits einige Fehlalarme ausgelöst. Aus diesem Grund hat auch Erfinder Bill Omaha nach und nach die Kriterien angepasst: Unter anderem müssen die Tief- die Höchststände an vier von fünf Handelstagen überschreiten. (mb)