"Hätte, hätte, Fahrradkette", sagt der Volksmund. Oder, um es mit Lothar Matthäus zu halten: "Wäre, wäre, Fahrradkette." Wie dem auch sei: Wer vor 96 Jahren 1000 Franken in Schweizer Aktien investiert hätte, wäre heute Millionär. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Langzeitstudie der Genfer Privatbank Pictet. Der praktische Nutzen dieser Rechnung mag sich zwar in Grenzen halten, sie stützt aber eine wichtige Erkenntnis: Geduld zahlt sich am Aktienmarkt definitiv aus.

Jacques Henry und Nadia Gharbia aus dem Wealth Management der Bank greifen in ihrer Studie auf Jahresrenditen zurück, die bis 1926 zurückreichen. "Die 'Zauberei' des Zinseszinseffekts lässt sich gut an der Gesamtrendite zeigen, die jemand erzielt hätte, der Ende 1925 einen Betrag von 1000 Schweizer Franken in unseren Aktienindex investiert hätte (mit einer reinen 'Buy and Hold'-Strategie, also mit Wiederanlage sämtlicher Dividenden und ohne jeden Verkauf", schreibt das Autoren-Duo.

Ihrer Analyse zufolge wären aus dieser Summe nach 96 Jahren stolze 1,57 Millionen Franken geworden. "Natürlich ist diese Zahl zu schön, um wahr zu sein", räumen Henry und Gharbia ein. Die mit Aktienanlagen verbundenen Kosten dürften nicht unberücksichtigt bleiben. Unter der Annahme, dass diese Kosten 1926 vermutlich höher waren als 2021, beschloss die Bank, von den jährlich erzielten Aktienrenditen 0,5 Prozentpunkte per annum abzuziehen. So ergibt sich ein Betrag von 999.925 Franken, also fast einer Million – und zwar nach Kosten. "Diese einfache Rechnung zeigt: Geduld bringt Rosen, denn durch den Zinseszinseffekt kann der Zeithorizont eines Anlegers einen enormen Unterschied machen."

Über zehn Jahre fiel bislang nur einmal ein Verlust an
Die Autoren weisen selbst darauf hin, dass Aktienanleger nicht nur Geduld brauchen, sondern mitunter auch starke Nerven. Aber: Bislang haben sich die Aktienkurse nach jedem Crash wieder erholt. Meist dauert es zudem nicht allzu lange, bis die Delle ausgebügelt ist. Auch dazu liefert die Pictet-Studie Zahlen.

Ein Anleger, der nur fünf Jahre investiert bleibt, hätte seit 1926 immerhin 14 Mal eine negative Gesamtrendite auf Schweizer Aktien hinnehmen müssen. Den Ausschlag gaben drei große Börsenbeben: der Wall-Street-Crash 1929, das Platzen der Dotcom-Blase 2001 und die globale Finanzkrise 2008. "Anleger mit einem Horizont von zehn Jahren hätten nur dann eine negative Rendite eingefahren, wenn die Erstanlage in einem von drei Zeiträumen seit 1926 erfolgt wäre, die alle mit der Krise von 1929 zusammenhängen", schreiben die Henry und Gharbia. Und: "Wer über einen Zeitraum von 13 Jahren in Schweizer Aktien investiert hat, hätte seit 1926 keinen Verlust auf seine ursprüngliche Anlage erlitten." Daraus folgt auch das Fazit der Wealth-Management-Experten: "Der alten Weisheit, wonach sich der Markt nicht timen lässt, begegnen Aktienanleger am besten mit Disziplin." (bm)