Joachim Fels, Managing Director und Global Economic Advisor bei Pimco, erklärt in einem Exklusiv-Interview mit FONDS professionell-Herausgeber Hans Heuser anlässlich des "Institutional Money Kongresses 2016", warum die Zinsen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit so niedrig sind, ob die Konjunktur wieder in die Gänge kommt, wo der Rohölpreis auf Sicht von einem Jahr steht und ob Chinas Wirtschaftsentwicklung eine veritable Gefahr für die Weltwirtschaft darstellt.
 
Niedrigstzinsen sind nach Ansicht von Fels ein Zeichen dafür, dass bei Privathaushalten und Firmen mehr gespart als ausgegeben respektive investiert wird. Mittel- bis langfristig begünstigen sie quasi als "Ausgleichsmechanismus" höhere Investitionen – zumindest laut Lehrbuch. "Je länger Zinsen niedrig bleiben, umso wahrscheinlicher wird ein Anspringen der Konjunktur", sagte Fels.
 
Auf Jahressicht glaubt der Pimco-Weltwirtschaftsexperte an höhere Ölpreise in eine Bandbreite zwischen 40 bis 45 US-Dollar pro Barrel. Eine Marktbereinigung aufgrund des Ausscheidens nicht kostendeckend fördernder Ölproduzenten gehe aber lediglich langsam vonstatten.
 
China – eine Bedrohung für die Weltwirtschaft?
"Die vielfach befürchtete harte Landung ist in China schon längst eingetreten", erklärt Fels. Das sehe man an den alten Industriebereichen sowie an schrumpfenden Im- und Exporten. Auch die stark gefallenen Rohstoffpreise seien ein klares Zeichen für Chinas Wachstumsschwäche.

Laut Fels sei in vielen anderen Schwellenländern aufgrund der harten Landung der chinesischen Wirtschaft die Lage sogar noch deprimierender. Es sei mit einer lang anhaltenden "Wachstumsstockung" zu rechnen, nicht nur mit einem kurzfristigen Abschwung. "Ich denke, das Schlimmste in den Schwellenländern ist noch nicht vorbei". Fels rechnet mit einer mehrjährigen "Anpassungsphase". Erst wenn diese Länder zu neuen Wachstumsmodellen gefunden haben, wäre wieder der richtige Zeitpunkt, um in Schwellenländer zu investieren.
 
Was Fels von der Einführung von Obergrenzen bei Barzahlungen hält und wie hoch er die Gefahr einer Bargeldabschaffung einschätzt, sehen und hören Sie in dem nachfolgendem Video-Interview. (aa)