Viele Anlageprofis gehen davon aus, dass die Zentralbanken den wirtschaftlichen Schaden durch die Corona-Pandemie begrenzen werden. Die US-Notenbank hat in der vergangenen Woche bereits überraschend den Leitzins gesenkt. Auf die Geldpolitik zu vertrauen, könnte sich allerdings als naiv erweisen, warnt Tiffany Wilding, Ökonomin bei Pimco. "Es ist wichtig, zu bedenken, was Geldpolitik leisten kann und was nicht", sagt sie. 

Die Zentralbanken können nicht verhindern, dass sich das Virus immer weiter ausbreitet. "Die Notenbanker sind auch nicht besonders gut darauf vorbereitet, Schocks in der Lieferkette zu managen oder Verbraucher davon zu überzeugen, Dienste in Anspruch zu nehmen, die sie nicht benötigen", sagt Wilding. Sie können lediglich günstigere Finanzierungsbedingungen schaffen. Ob sie damit den ökonomischen Schock abfedern können, findet die Ökonomin mindestens fragwürdig.

Mehr Geld für die Gesundheitsbranche
Mit ihrer jüngsten Zinssenkung wollte die US-Notenbank die Korrektur am Aktienmarkt stoppen und die Finanzierungsbedingungen stabilisieren. Das hat allerdings nur leidlich funktioniert: "Nach unseren Berechnungen zu den Finanzierungsbedingungen wog der Schritt der Fed etwa die Hälfte der negativen Effekte wieder auf, die wir nach dem ursprünglichen Ausbruch des Coronavirus gesehen hatten", berichtet Wilding. Sie geht davon aus, dass weitere Zinssenkungen nötig sein werden, nicht nur in den USA.

Eine wichtigere Rolle als die Geldpolitik könnte bei der Virus-Bekämpfung die Fiskalpolitik einnehmen – vor allem, falls sich die Lage weiter verschlimmert. "Wir gehen davon aus, dass sich die Fiskalpolitik zielgerichtet auf den Gesundheitssektor fokussieren wird, um dort Cashflow-Engpässe in betroffenen Unternehmen abzufedern", sagt die Pimco-Ökonomin. In den Vereinigten Staaten hat der Kongress bereits acht Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen das Coronavirus freigegeben. "Wir erwarten, dass die Regierungen in der Europäischen Union ähnliche Schritte ergreifen werden", erklärt Wilding. (fp)