Das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) hat jetzt die wichtigsten zehn Bilanzkennzahlen von 30 privaten Krankenversicherern (PKV) für die Jahre 2015 bis 2019 durchleuchtet. Das Bilanzrating erlaubt Aussagen über die wichtigsten Aspekte der Versicherer: Kosten, Solidität und Wachstum. Die Wachstumsrate für natürliche Personen in der Vollversicherung liegt 2019 bei minus 0,4 Prozent. Zusatzversicherungen erfreuen sich dagegen nach wie vor großer Beliebtheit (1,5 Prozent Wachstumsrate).

Sowohl die Kostenquoten als auch das Eigenkapital bleiben konstant, während sich das Kapitalanlageergebnis 2019 "durch die positive Kursentwicklung bei deutlich höheren Zuschreibungen und geringeren Abschreibungen verbessert hat", sagt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei M&M. Dadurch steigt die Nettoverzinsung im Schnitt von 3,0 auf 3,2 Prozent.

Auch die Bewertungsreservequote klettert von 11,2 auf 17 Prozent sowie die RfB-Zuführungsquote um 0,5 Prozentpunkte auf 10,7 Prozent. Diese gibt an, wie viel Überschussmittel gemessen an den Beitragseinnahmen der Anbieter im betreffenden Jahr bereitgestellt hat, damit er in den kommenden drei Jahren den Versicherten Beitragsrückerstattungen, Begrenzungen von Beitragserhöhungen oder eine Verbesserung der Tarifleistungen zugute kommen lassen kann. Lediglich die Die RfB-Quote sinkt im Durchschnitt der Branche 2019 auf 37,1 Prozent.

Bilanzen und Kapitalanlage leicht positiv
Die Analyse der wichtigsten Bilanzkennzahlen zeigt also einen leicht positiven Trend und bestätigt eine ertragsorientierte Kapitalanlagepolitik. "Es wäre aber falsch zu glauben, dass ein gutes letztes Börsenjahr in das nächste Jahr übertragen werden kann", relativiert Saal. Erst 2021 werde man die Auswirkungen der Corona-Pandemie absehen können. Dennoch sieht das Analysehaus den PKV-Markt als stabil an.

Die anhaltende Niedrigzinsphase schlage sich primär in Rechnungszinssenkungen im Bestand nieder, die für Kunden durch Beitragsanpassungen spürbar werden. Bis 2012 wurden die Tarife mit einem Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert. Im Vergleich zu 2019 ist der durchschnittliche Rechnungszins in den Beständen nochmals um 0,2 Prozentpunkte gesunken und liegt 2019 bei 2,6 Prozent.

Drei Versicherer an der Spitze
Im "M&M Rating KV-Unternehmen" bekommen drei Versicherer eine ausgezeichnete Bewertung (5 Sterne): Alte Oldenburger, LVM und R+V. Es folgen elf Versicherer mit sehr guter Note (4 Sterne), je sechs Gesellschaften mit durchschnittlicher beziehungsweise schwacher Beurteilung sowie vier Anbieter mit sehr schwacher Beurteilung: Bayerische Beamten KK, HUK-Coburg, Pax Familienfürsorge und UKV. Die Ratingmethodik gibt es auf der Website ebenso wie das Gesamtergebnis.

Unternehmensratings werden immer wichtiger und rücken zunehmend in den Fokus der Endkunden. "Bilanzkennziffern oder Ratingergebnisse verschiedener Gesellschaften können bei uns 'auf Knopfdruck' einander gegenübergestellt werden", bringt M&M-Geschäftsführer Pascal Schiffels den Nutzen für Makler auf den Punkt. Erst kürzlich hatte das Analysehaus das "M&M Rating PKV Beitragsstabilität" 2020 veröffentlicht und durchschnittlich 1,77 Prozent höhere Beiträge festgestellt. Zum Vergleich: Im Rating 2019 waren die Beiträge im Schnitt um 0,24 Prozentpunkte gegenüber 2018 gestiegen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Vergleich zu anderen Untersuchungen
Zu ähnlichen Bewertungen der Bilanzen und einem folglich ähnlichen Marktüberblick war schon Ende Mai die Assekurata Assekuranz Rating Agentur gekommen (FONDS professionell ONLINE berichtete). Assekurata bewertet zahlreiche Anbieter in einzeln ausgewiesenen PKV-Ratings.

Für einen vollständigen Vergleich der Branche bei Bilanzkennkennzahlen, Dienstleistungsqualität und Beitragsentwicklung gibt es Marktüberblicke auch  in anderen Ratings, etwa vom Map-Report (FONDS professionell ONLINE berichtete). (dpo)