Die chinesische Regierung will mit Investitionen in den Immobilien- und Infrastruktursektor das Wachstum in Schwung bringen. Was nach einer guten Idee klingt, könnte letztlich Chinas Wirtschaftssystem schwächen: In vielen Branchen entstehen durch die vermeintliche Hilfe der Regierung "Zombie-Firmen", die nur durch Fördermittel oder extrem niedrige Zinsen am Leben gehalten werden und langfristig nicht konkurrenzfähig sind. Sie finden sich vor allem in den Branchen Bergbau, Zement, Stahl, Glasherstellung und in der Bauwirtschaft.

Der Staat und seine Banken stützen diese Unternehmen mit Krediten zu extrem günstigen Konditionen. "Dabei ist absehbar, dass sie irgendwann nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Schulden zurückzuzahlen", sagt Tanguy Kamp, Portfoliomanager bei Banque de Luxembourg Investments (BLI). "Als Folge werden die notleidenden Kredite der Banken massiv ansteigen, und es kommt zu Rekapitalisierungswellen an der Börse."

Wahre Schuldenquote: 300 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung!
Chinas Regierung ist offenbar wild entschlossen, eine ganze Riege von nicht rentablen Unternehmen dennoch am Leben zu erhalten, stellt Tanguy fest. "Das Gefährliche daran: Sobald der erste Dominostein umfällt, könnte eine Kettenreaktion entstehen und die ganze Wirtschaft zusammenbrechen." Wenn es in Chinas Finanzsystem knirscht, könnten Unternehmen, die übermäßig von den Banken abhängen, in existenzgefährdende Finanzierungsprobleme geraten.

Dieses Szenario könnte früher eintreffen als gedacht. Denn Chinas Wirtschafts- und Finanzsystem ist längst nicht so stabil, wie viele glauben. Rechnet man die direkte Verschuldung des chinesischen Staats, die Schulden der staatlichen Unternehmen und die Gesamtverschuldung der einzelnen Akteure der chinesischen Wirtschaft zusammen, kommt man auf fast 300 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Noch alarmierender ist der Anstieg der Verschuldung: Sie nimmt schneller zu als das nominale Wachstum. (fp)