Die Sorgen vor einer Bankenkrise lasten derzeit auf den Aktienkursen der Institute. Doch Andrea Greisel, Portfoliomanagerin der Fürst Fugger Privatbank, sieht die Lage verhalten optimistisch. So sei die Furcht vor einem erneuten Beben unter den US-Banken groß, nachdem im März 2023 die Pleite der Silicon Valley Bank eine Schockwelle durch die Kapitalmärkte schickte. Nur das beherzte Eingreifen der Fed verhinderte Schlimmeres.

Greisel erkennt nun ähnliche Vorzeichen einer Krise. "Durch den Preisverfall bei Gewerbeimmobilien und den hohen Leerstand in den USA gerät der Bankensektor erneut unter Druck", sagt die Portfoliomanagerin. "Gleichzeitig läuft für die US-Geldhäuser im März die Möglichkeit aus, Staatsanleihen ohne Verluste an die Fed zu verkaufen." Wieder seien davon vor allem die Regionalbanken betroffen und deren Nervosität steige – zumal die ersten Häuser bereits Quartalsverluste ausweisen und Rückstellungen bilden müssten.

"Ein Profitabilitäts- und weniger ein Solvenzthema"
Das schürt die Nervosität der Anleger, die ein Überschwappen der Krise nach Europa fürchten. In Deutschland gerät speziell die Deutsche Pfandbriefbank in den Fokus. Sie ist mit gut zehn Prozent ihrer Bilanzsumme im US-Markt für Gewerbeimmobilien engagiert. Das lockt Leerverkäufer an. Die fahren einen regelrechten Großangriff auf das Institut, so Greisel. Es bestehe aber ein großer Unterschied zu den US-Banken. "Die Deutsche Pfandbriefbank verfügt über substanzielle Kapitalpuffer", betont die Expertin. "Analysten sehen daher eher ein Profitabilitäts- und weniger ein Solvenzthema."

Gleiches gelte für den gesamten deutschen Bankensektor. Branchenkenner gehen derzeit zwar von einer geringeren Profitabilität aus. Ein systemisches Risiko für den deutschen Bankensektor sähen sie aber nicht, meint Greisel. "Trotz einer möglichen neuen Regionalbankenkrise in den USA ist derzeit nicht davon auszugehen, dass es zu einer Kettenreaktion kommt", hält die Portfoliomanagerin fest. "Sollten die Notenbanken wirklich eingreifen müssen, fließt mehr Geld in die Märkte. Und das hat ihnen in der Vergangenheit häufig Auftrieb verliehen." (ert)