An den internationalen Kapitalmärkten gibt es nach der US-Regionalbankenkrise im März eine interessante Entwicklung, die David Wehner, Senior-Portfoliomanager bei Do Investment in München, Sorgen bereitet. Die Aktienkurse von US-Technologiegiganten wie Nvidia, Microsoft, Apple, Amazon und Alphabet weisen rekordverdächtige Anstiege auf. Dagegen bewegten sich die breiten Aktienmärkte, gemessen etwa am S&P 500, seit Februar kaum von der Stelle, wie Wehner in einem Marktkommentar ausführt.

"Diese Entwicklung des breiten Aktienmarkts überrascht uns zugegebenermaßen weniger. Die global wichtigen Zentralbanken haben in den vergangenen fünfzehn Monaten historisch betrachtet einen der steilsten Zinsanhebungszyklen vollzogen. Die privaten Haushalte sind weiterhin mit einer hohen Inflationsrate konfrontiert, und die Konjunktur gerät allmählich ins Stottern", so der Portfoliomanager. Daneben belaste die Anhebung der US-Schuldenbremse die Stimmung und die anfängliche Euphorie nach Beendigung der No-Covid-Politik in China verfliege zunehmend. 

"Technologiegiganten zum Teil veräußert"
Auf der anderen Seite spielt der Kapitalmarkt laut Wehner derzeit künstliche Intelligenz als neues Trendthema und preist dieses über diverse Technologiewerte ein. Selbstverständlich gelte die Aussage: "The trend is your friend." Allerdings zeige die Vergangenheit, dass Trends durchaus endlich sein können und einem Realitäts-Check unterzogen werden müssten. 

"Nach unserer Einschätzung ist diese starke Divergenz zwischen dem breiten Aktienmarkt und dem Technologiesektor nicht nachhaltig und wir nähern uns einer Korrektur in diesem Sektor", so Wehner. Ein Auslöser könnte neben der konjunkturellen Entwicklung vor allem die Zentralbankpolitik sein. Der Kapitalmarkt spekuliert auf eine erste Zinssenkung in den USA im Spätsommer. "Wir denken jedoch, dass diese optimistische Erwartung enttäuscht wird und weiter steigende Zinsen Gift sind für den zinssensitiven Technologiesektor. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Tagen den US-Technologiesektor reduziert und Technologiegiganten zum Teil veräußert", schreibt der Investmentprofi. (jb)