Die aktuell sehr niedrige Schwankungsbreite am Aktienmarkt macht weitere Kursgewinne unwahrscheinlicher. Darauf weist Thomas Altmann, Leiter Portfoliomanagement beim Frankfurter Vermögensverwalter QC Partners, in einer Analyse hin, die FONDS professionell ONLINE vorliegt.

Altmann zufolge notiert der V-Dax New, der die implizite Volatilität des Dax auf Sicht von 30 Tagen misst, aktuell erstmals seit 2017 unter zwölf Prozent. Zum Vergleich: Während des Corona-Crashs lag dieser Index zeitweise über 90 Prozent, zu Beginn des Ukraine-Krieges stand er bei 50 Prozent. "Davon ist im März 2024 nichts mehr zu spüren", betont Altmann. Die Anleger gingen derzeit also fest von einer Fortsetzung des aktuell ruhigen Marktes aus.

Historische Dax-Volatilität markiert Rekordtief
"Wie ruhig dieser Markt zuletzt war, lässt sich besonders gut an der historischen Volatilität ablesen", so Altmann. "Über die vergangenen drei Monate schwankten die Dax-Werte nur noch mit einer annualisierten Volatilität von acht Prozent. Das ist ein neues Rekordtief seit der Einführung des Dax im Juli 1988."

Dass die Volatilität typischerweise mit Kursanstiegen falle und mit Kursverlusten steige, lasse sich empirisch nachweisen – und dürfte den meisten nicht neu sein, meint Altmann. Er weist jedoch darauf hin, dass auf eine sehr niedrige Volatilität in der Vergangenheit oft eine Phase deutlicher Kursverluste folgte.

Auf ruhige folgen oft ruckelige Zeiten
Altmann betrachtete für seine Analyse exemplarisch alle Handelstage des Dax, an denen die historische Drei-Monats-Volatilität unter neun Prozent lag. "Davon gibt es immerhin 151", so der Portfoliomanager. "Und in 91 Prozent aller Fälle hat sich der Dax in diesem Drei-Monats-Zeitraum positiv entwickelt." Die Bandbreite reiche von minus vier bis plus 14 Prozent, der Mittelwert liege bei einem Plus von vier Prozent.

Ganz anders sehe es jedoch mit Blick auf die jeweils nachfolgenden drei Monate aus: "Hier hat sich der Dax nur in 47 Prozent aller Zeiträume positiv entwickelt", erläutert Altmann. Die Bandbreite sei mit minus 19 bis plus 16 Prozent deutlich größer gewesen. Zudem liege der Mittelwert mit minus einem Prozent im negativen Bereich.

"Kursgewinne werden weniger wahrscheinlich"
"Das dem aktuellen Rekordtief vorhergehende Volatilitätstief stammt übrigens aus dem Juli 1992", fährt Altmann fort. "Damals folgte auf die Ruhe ein Kursrückgang um 21 Prozent." Den zweitniedrigsten Volatilitätswert seit Datenaufzeichnung datiert er auf den Dezember 2017: "Auf diesen folgten ein schwacher Jahresauftakt 2018 sowie das sogenannte 'Volmageddon' mit Dax-Kursverlusten von 14 Prozent", erinnert der Portfoliomanager.

Sein Fazit: "Aus der Historie heraus deutet vieles darauf hin, dass die Schwankungen beim Dax bald wieder zunehmen. Große Kursgewinne bleiben zwar möglich, werden aber weniger wahrscheinlich." 22 Rekordhochs habe der Dax in diesem Jahr bereits erreicht. "Es dürfte deutlich schwieriger werden, in diesem Tempo weitere folgen zu lassen." (bm)