Die Insolvenz des führenden Containeranbieters P&R kommt nicht aus völlig heiterem Himmel. Hinweise, dass sich die schwelenden Probleme nicht so leicht lösen lassen werden, kursierten schon seit einer Weile. Trotzdem trifft die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens rund 50.000 Anleger im Speziellen und die Beteiligungsbranche im Allgemeinen hart. Die Angst vor heftigen Verlusten ist groß – und leider nicht unbegründet. FONDS professionell ONLINE sprach mit Antje Montag, Vorstand der auf Containerinvestments spezialisierten Vertriebsgesellschaft CH2, über die momentane Stimmung bei Sachwerte-Vermittlern und Beratern.


Frau Montag, was sagen Sie zur P&R-Pleite?

Antje Montag: Die Insolvenz der drei P&R-Gesellschaften ist in mehrfacher Hinsicht bedauerlich. Einerseits besteht die akute Gefahr, dass die P&R-Kunden Geld verlieren. Andererseits erweckt die Insolvenz bei vielen den Eindruck, dass das Containergeschäft nicht funktioniert. Das stimmt aber nicht!

Sondern? 

Montag: Der Containermarkt befindet sich in einer guten Verfassung, und im Containerleasing gibt es aktuell keine Probleme. Es stimmt schon, dass sich der Markt 2015 und im ersten Halbjahr 2016 in einer Krise befand. Aber ab dem zweiten Halbjahr 2016 hat sich das Blatt gewendet und der Containermarkt hat sich rasch erholt. 2017 war wieder ein gutes Jahr für das Containerleasing, weil sich mit den Containerpreisen auch die Containermieten sehr gut entwickelt haben und die Auslastung der Mietcontainer weltweit sehr hoch ist.

Viele so genannte Experten tun jetzt so, als sei die P&R-Pleite schon lange absehbar gewesen. Sehen Sie das auch so?

Montag: Ich kenne diese Stimmen, möchte sie aber nicht kommentieren. Außerdem liegen die Fakten noch gar nicht auf dem Tisch. Die vorläufigen Insolvenzverwalter haben mit einer Bestandsaufnahme begonnen. Bis jetzt gibt es nur Mutmaßungen über die Probleme von P&R und über das Ausmaß der Schwierigkeiten. Es ist beispielsweise noch unklar, wie groß und alt die Containerflotte tatsächlich ist, wie die Mieterstruktur und die Vermietungssituation aussehen und mit welchen Leasinggesellschaften P&R zusammenarbeitet.

Wie reagieren Ihre Vertriebspartner auf die P&R-Insolvenz?

Montag: Unsere Vertriebspartner tragen die Nachricht mit Fassung. Aber viele im Vertrieb sind geschockt, dass es zwei Jahre nach der Magellan-Pleite schon wieder eine Insolvenz mit Bezug zu Container-Direktinvestments gibt. Wir werden nur wenig von unseren Vertriebspartnern, sondern viel mehr von P&R-Vermittlern, die noch nie mit uns zusammengearbeitet haben, angesprochen. Sie haben sehr viele Fragen und bitten uns oft um Hilfe, damit den Anlegern ein Desaster erspart bleibt. Natürlich sind viele verunsichert, weil der Vertrieb nun massiv von Anlegerschützern und Anwälten attackiert wird.

In Vertriebskreisen wird diskutiert, ob man die Insolvenz nicht durch eine gemeinschaftliche Lösung verhindern hätte können. Was meinen Sie dazu? 

Montag: Was zur Vermeidung der Insolvenz notwendig gewesen wäre, lässt sich von außen schwer beurteilen. Jetzt sind zuerst die Insolvenzverwalter mit der Bestandsaufnahme an der Reihe. In Vertriebskreisen wird über die Sanierung und Fortführung von P&R unter veränderten Vorzeichen diskutiert, weil befürchtet wird, dass die Anleger bei einer Zerschlagung des Unternehmen und einem Verkauf der Container noch schlechter aussteigen würden. Für den Erfolg eines Restrukturierungsversuchs ist sicher auch der Rückhalt der Anleger und der Vertriebe wichtig, sonst gelingt das nicht.

P&R bringt – keine zwei Jahre nach der Magellan-Pleite – nicht nur das Containerinvestment, sondern generell auch das Direktinvestment als solches in Verruf. Sind Direktinvestments ein gefährliches Geschäft?

Montag: Nein, auch wenn das Anlegerschützer, Analysten und Journalisten jetzt wieder gebetsmühlenartig vortragen. Mit so einer pauschalen Behauptung liegen sie aber falsch. Investments, die nicht plausibel und unseriös sind, tragen ein ausgesprochen hohes Verlustrisiko. Das hat aber nichts mit Direktinvestments oder Containern zu tun, sondern gilt für alle Investments. Containerinvestments sind ein gutes Geschäft, wenn sie sachlich fundiert, wirtschaftlich plausibel, rechtlich sauber und insbesondere transparent sind. Und richtig ist, dass der Containermarkt zurzeit gut läuft.

Viele vermuten hinter P&R ein Schneeballsystem. Wie schätzen Sie das ein?

Montag: Ich beteilige mich grundsätzlich nicht an Spekulationen. Für viele mag es im Moment offensichtlich danach aussehen. Ich erinnere mich aber daran, dass der Insolvenzverwalter von Magellan ebenfalls dieser Frage nachging und zunächst ein Schneeballsystem nicht ausgeschlossen hatte. Am Ende seiner Untersuchung kam er jedoch zu der Erkenntnis, dass das nicht der Fall war.

Vielen Dank für das Gespräch. (ae)