Einige Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten es vorgezogen, die Zinsen im September nur um 50 Basispunkte anzuheben. Dies sei "genug, um Entschlossenheit bei der Fortsetzung der Zinsnormalisierung zu signalisieren", heißt es im nun veröffentlichten Protokoll der letzten Ratssitzung Anfang September, in der eine Anhebung um 75 Basispunkte beschlossen worden war.

Letztlich fiel die Entscheidung allerdings doch einstimmig: "Am Ende der Diskussion schlossen sich alle Mitglieder dem Konsens an, die drei Leitzinsen der EZB um 75 Basispunkte zu erhöhen", zitiert die Nachrichtenagentur "Bloomberg" aus dem Protokoll.

"Rezession würde den Inflationsdruck abschwächen"
Für den Oktober wird an den Finanzmärkten unterdessen mit einer weiteren Zinserhöhung um einen Dreiviertelpunkt gerechnet. Das würde einerseits ein klares Signal senden, die Rekordinflation zu bekämpfen, die in der Eurozone zuletzt bei rund zehn Prozent lag, birgt andererseits aber die Gefahr, dass sich der beginnende konjunkturelle Abschwung verschlimmert.

Auf der September-Sitzung wurde dem Protokoll zufolge argumentiert, "dass Bedenken hinsichtlich des Wachstums eine notwendige kräftige Anhebung der Zinssätze auf keinen Fall verhindern sollten". Mit Blick auf die hohen Teuerungsraten räumt die EZB ein: "Die Inflation hat begonnen, sich selbst zu verstärken, so dass selbst eine prognostizierte deutliche Abschwächung des Wachstums nicht ausreicht, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen." Es wurde jedoch auch argumentiert, dass "eine Rezession immer wahrscheinlicher wird und den Inflationsdruck abschwächen würde". (bm/Bloomberg)