Die Ablehnung des Verfassungsreferendums durch die italienische Bevölkerung setzt EZB-Chef Mario Draghi unter Zugzwang. Denn der Ausgang der Referendums erschwert die politische Reform des Lande – wie es zumindest für internationale Marktteilnehmer wirkt. Die Angespanntheit der Lage lässt sich dabei gar nicht einmal so sehr an den Aktienmärkten, sondern vielmehr an den Anleihenmärkten ablesen.

Dort sind die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen auf knapp 1,6 Prozent gestiegen. Seit September kommt das einer 60-prozentigen Steigerung gleich. Das ist zwar noch ziemlich weit von den sieben Prozent entfernt, auf die der Markt die Renditen am Höhepunkt der Euro-Krise getrieben hatte, der italienische Staat weist allerdings mit rund 135 Prozent des BIP nach Griechenland die zweithöchste Schuldenquote der Eurozone aus.

Starke Argumente für Beibehaltung des EZB-Kurses
Marktbeobachter wie Holger Schmieding, Chef-Ökonom der Berenberg Ban,k meinen deshalb, dass "die Argumente für eine Weiterführung von QE stärker geworden sind.“ In einer Reaktion auf derartige Erwartunge, warnte das österreichische EZB Ratsmitglied Ewald Novotny allerdings, voreilige Schlüsse auf allfällige Aktivitäten der Notenbank zu ziehen: "Die EZB hat die Aufgabe, für die gesamte Eurozone Geldpolitik zu machen und nicht für einen einzelnen Staat.“

Nachdem der Austro-Notenbank-Chef manchen Beobachtern aber als verlässlicher Konterindikator dient, ist es kein Wunder, dass die Mehrzahl der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Ökonomen und Analysten sehr wohl davon ausgeht, dass  Draghi bei der nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag (8. Dezember) zumindest die Weiterführung des QE-Programmes ankündigen wird.


Fortführung von QE- unter Ökonomen so gut wie sicher

Quelle: Bloomberg; in Prozent


Die Erwartung, dass die EZB ihre Geldschleusen offen hält, dürften gemeinsam mit der Tatsache, dass die Ablehnung der Reformen keine Überraschung war, der Grund dafür sein, dass sich die Aktienmärkte in einer ersten Reaktion robust gezeigt haben. Zu sehen wird allerdings noch sein, wie sich das italienische Bankensystem entwickelt. Kommt es hier trotz erster Teilerfolge  bei den Versuchen, das Kapital aufzustocken, zu Schwierigkeiten könnte das den Markt schnell negativ beeinflussen. (hw)