Die Euphorie um Bitcoin und andere Kryptowährungen könnte im Extremfall negative Auswirkungen auf traditionelle Marktsegmente haben. Davor warnt Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei der Social-Trading-Plattform Etoro, anlässlich der Einführung des ersten Bitcoin-Futures am vergangenen Wochenende in einem Kommentar.

Der Start der Bitcoin-Futures an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) habe auch seine Erwartungen übertroffen, schreibt Greenspan. Die Wall Street stürzte sich auf das erste Finanzprodukt, das Bitcoin an regulierten Börsen handelbar macht. Der Markt für die Kryptowährung ist dem Experten zufolge um 40 Millionen Dollar gewachsen. Dies entspricht ungefähr 0,3 Prozent des Marktvolumens vom Vortrag. Für Greenspan ist das ein langsamer, aber ein signifikanter Start.

Kaum Leerverkäufe
Zudem sind Leerverkäufe weitgehend ausgeblieben, was den gesamten Kryptomarkt positiv stimmte und die Preise sowohl für Bitcoin als auch für einige andere Währungen in Richtung neuer Allzeithochs trieb. Die Schutzmechanismen der CBOE, die den Handel stoppen, wenn die Kursschwankungen zu groß sind, mussten gleich zwei Mal greifen. Darüber hinaus erlebte die CBOE-Website einen Besucheransturm, der die Website mehrmals zum Absturz brachte.

Greenspan zufolge sehen viele Experten die Einführung der Bitcoin-Futures als Revolution, die nicht nur den Bitcoin-Markt, sondern möglicherweise die komplette Finanzindustrie umwälzen könnte. Einige traditionelle Akteure äußerten daher deutliche Bedenken. "Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Wall Street bisher nur ihre Zehen ins Bitcoin-Wasser getaucht hat und es vermutlich ein oder zwei Monate dauern wird, um wirklich zu verstehen, wie stark sie die Preise auf der ganzen Welt beeinflussen kann", erklärt Greenspan.

Risiken für den gesamten Markt werden unterschätzt
Die Volatilität des Bitcoin-Kurses ist mit regelmäßigen Preisschwankungen von mehr als 20 Prozent an einem einzigen Tag deutlich größer, als die großen Finanzunternehmen es gewohnt sind. Es gibt daher Bedenken, dass die Clearinghäuser, die die Future-Transaktionen abwickeln, hohe Schwankungen möglicherweise nicht ausgleichen können und Investoren großen Verluste hinnehmen müssen.

Zudem handeln die Clearinggesellschaften auch mit vielen anderen Terminkontrakten. "Sollte also eines von ihnen plötzlich Konkurs anmelden müssen, könnte das eine Kettenreaktion auslösen, die Einfluss auf das gesamte Finanzsystem hat", erklärt Greenspan. Es wäre ratsam, gesonderte Clearingstellen zu schaffen, die sich ausschließlich mit Krypto-Produkten befassen. Die Wall Street habe es jedoch dermaßen eilig, die Nachfrage nach Bitcoin zu bedienen, dass sie alle Warnungen in den Wind schlage, so Greenspan.

Bisher geringe Gefahren
Vorläufig droht aber kaum Gefahr: Das Volumen gehandelter Bitcoin-Futures ist gering und die Clearinghäuser verlangen auch zu ihrem eigenen Schutz hohe Sicherheiten von den Marktakteuren. (aa)