Die Welt wird, beschleunigt durch die erzwungene zwischenmenschliche Distanz seit Beginn der Corona-Pandemie, immer digitaler  - und mit ihr Welt des Geldanlegens. Voll- oder halbautomatische Vermögensverwaltungsdienste gab es auch lange schon vor dem Frühjahr 2020, und dennoch schlägt den "Robos" eine gerütteltes Maß an Misstrauen entgegen. Wie sich zeigt, nicht ganz zu Unrecht.

Die Leistungsversprechen der Anbieter, Anlegern zu geringen Kosten ein auf ihre Ansprüche zugeschnittenes Anlagedepot zusammenzustellen, mag im Einzelfall zutreffen. Doch von der Wertentwicklung her können die "künstlichen" mit den herkömmlichen Fonds nicht mithalten, wie die aktuelle Zwischenbilanz des Echtgeld-Wettbewerbs der Online-Plattform Brokervergleich.de zeigt. Fazit: Die Mehrheit der 20 Anbieter, die vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2020 getestet wurden, haben die Krise mehr oder weniger erfolgreich bewältigt - wobei "weniger erfolgreich" in der Mehrzahl der Testfällle zutrifft.

"2020 war das Jahr der Extreme. Aus dem Crash im März ging es spontan über in eine Erholungsrally – da brauchte es gute Nerven und das richtige Risikomanagement", sagt André Salzwedel, Robo-Advisor-Spezialist bei Brokervergleich.de. Besagtes Risikomanagement funktionierte bei der Mehrheit der digitalen Vermögensverwalter in der Krise eher weniger gut. Der Robo-Advisor Kapilendo kam von den Risikokennzahlen her am stabilsten durch die Krise und bekam von Brokervergleich.de deshalb einen Preis für das beste Risikomanagement 2020. Der Preis für die beste Gesamtjahres-Wertentwicklung ging an den auf Nachhaltigkeit spezialisierten Robo Vividam, betrieben von Finet Asset Management. Er schaffte von Januar bis Dezember trotz des zwischenzeitlichen Horrorcrashs 8,5 Prozent Plus. Am schlechtesten schnitt Scalable Capital ab: Ausgerechnet der Platzhirsch auf dem deutschen Robo-Markt, der mit Abstand das meiste Anlegergeld verwaltet, fuhr im vergangenen Jahr ein herausragendes Minus von 11,5 Prozent ein.

Der Markt gewinnt
Im Schnitt schlossen die geprüften Robos das Corona-Jahr 2020 mit einem Plus von 1,4 Prozent ab. Mit Vividam schaffte es gerade einmal eine einzige digitale Vermögensverwaltung, beide Benchmarks des Echtgeld-Tests zu übertreffen. Um die Performance der Robo-Advisor in Relation zum Rest des Marktes zu setzen, nutzen die Experten von Brokervergleich.de einen Vergleichsindex, der je hälftig aus globalen Aktien und Anleihen besteht, sowie eine weitere Benchmark, die nach einer Strategie des Indexfonds-Pioniers Gerd Kommer aufgebaut ist. 

Auch auf Sicht mehrerer Jahre schnitten die untersuchten Robos eher schwach ab. Mit Blick auf die Vier-Jahres-Perfomance wird deutlich: Keiner der Robo-Advisor konnte die Vergleichsbarometer übertreffen oder auch nur mit ihnen mithalten. (fp/ps)


Über den Roboberater-Test von Brokervergleich:
Robo-Advisor sind digitale Geldanlagelösungen, die mit größtenteils automatisierten Prozessen sowie Algorithmen die Auswahl des für den Anleger am besten geeigneten Portfolios übernehmen und meist auch dessen laufende Entwicklung überwachen sowie erforderliche Anpassungen vornehmen.

Um die konkurrierenden Roboberater auf ihre Leistungsstärke hin zu testen, startete das Internetportal Brokervergleich.de erstmals am 1. Mai 2015 einen Selbstversuch: Um einen möglichst wirklichkeitsgetreuen Performancevergleich vornehmen zu können, investierte der Portal-Betreiber echtes Geld in damals sechs verschiedene "Maschinen-Portfolios", wobei aus dem Sortiment der einzelnen Wettbewerber eines für Anleger mit mittlerer Risikoneigung gewählt wurde. Dieses Auswahlkriterium gilt seitdem auch für alle neu hinzugetretenen Robo-Portfolios.

Monatlich berechnet Brokervergleich.de laut eigenen Angaben die Renditeentwicklung der Robo-Depots unter Realbedingungen, also nach Abzug von Kosten und laufenden Gebühren.  Eine detaillierte Aufschlüsselung der einzelnen Kosten finden Interessierte auf der Homepage von Brokervergleich. Als Messlatte dient eine hälftige Kombination aus den Aktienindizes MSCI World und Barclays Aggregate Bonds. Seit Mai 2020 läuft nun schon die insgesamt sechste Anlagephase.