"Unserer Ansicht nach dürften Rohstoffe langfristig strukturelle Unterstützung durch die Energiewende und einen Aufschwung bei den Infrastrukturausgaben erfahren", meint  Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research beim ETP-Anbieter  Wisdom Tree. Er glaubt, diese Faktoren könnten einen neuen Superzyklus auf dem Rohstoffmarkt auslösen.

Üblicherweise fielen Superzyklen in Zeiten der Industrialisierung und Urbanisierung, weil dann das Rohstoffangebot nicht mit dem Wachstum der Nachfrage Schritt halten kann. Der bis dato letzte Superzyklus sei nach dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation 2001 entstanden. Nun, nach zwei Jahren mit deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen, könnte die Schwelle zu einem neuen Superzyklus erreicht sein, meint Shah. "Unserer Überzeugung nach bestehen dafür einige solide strukturelle Voraussetzungen", so der Rohstoff-Experte.

Kurzfristig Gegenwind
"Doch auf kurze Sicht könnte die Dynamik des Konjunkturzyklus einschließlich eines steigenden Rezessionsrisikos das Preisverhalten dominieren", sagt Shah. Zwar gebe es bereits zyklischen Gegenwind am Rohstoffmarkt, die Wiedereröffnung Chinas nach dem Ende der Null-Covid-Politik könnte diese Entwicklung aber abmildern.

Langfristig erwartet Wisdom Tree Auftrieb durch die globale politische Unterstützung der Energiewende, etwa durch die gigantischen Subventionsprogramme der USA und der EU in den Bereichen erneuerbare Energien und Infrastruktur. Um das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen, müsse die Nachfrage nach Metallen deutlich steigen, da sie für die Herstellung umweltfreundlicher Technologien in großer Menge gebraucht würden. Shah verweist auf die Internationale Energieagentur, die davon ausgeht, dass das Angebot an kritischen Rohstoffen bei Weitem nicht ausreicht, um den Bedarf zum Erreichen der Klimaziele zu decken. Auch das spreche für langfristig steigende Rohstoffpreise und somit einen Superzyklus am Rohstoffmarkt. (fp)