Es hätte alles so schön werden können. "Das Jahr fing gut an. Die Konjunkturindikatoren jagten von einem Rekordhoch zum nächsten, während die US-Steuersenkungen die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Abkühlung der US-Wirtschaft weiter reduzierten", erinnert sich Karsten Junius. Doch dann kam bekanntlich vieles anders.

Die zurzeit kursierenden Zinssorgen sind dabei nicht einmal das größte Problem für die Finanzmärkte. "Sie können sich zudem nicht mehr darauf verlassen, dass Zentralbanken die Volatilität künstlich niedrig halten, in dem sie jegliche Unsicherheit über ihre Geldpolitik durch ihre vorausschauende Kommunikation beseitigen", meint der Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin.

Steuersenkungen und höhere Staatsausgaben in den USA würden nicht nur die Inflation wieder anfachen, sondern auch dazu beitragen, dass die Nachfrage in den USA stärker steigt als bei den wichtigsten Handelspartnern der Vereinigten Staaten. "Dies wird zu einem höheren Handelsbilanzdefizit der USA und einem stärkeren US-Dollar-Angebot führen, was den Greenback belastet", prophezeit Junius.

Indexziele nach unten korrigiert
Zu befürchten sei, dass ein höheres Handelsdefizit die protektionistischen Instinkte der US-Regierung weiter beflügelt. "Bereits die derzeit diskutierten Zölle auf Stahl und möglicherweise die auf deutsche Autos tragen dazu bei, dass viel über Jahrzehnte aufgebautes Vertrauen zwischen den Alliierten zerstört wird." Ein möglicher Handelskrieg mit den USA komme für Europa zu einem schlechten Zeitpunkt, da es derzeit wenige Gemeinsamkeiten finden kann. "Ohne Reformen, die beispielsweise die Risiken im italienischen Bankensystem reduzieren, werden sich vor allem die nordeuropäischen Länder kaum auf eine stärkere Risikoteilung beispielsweise mittels einer gemeinsamen Einlagenversicherung einlassen", schwant dem Wirtschaftsexperten.

In diesem Umfeld reduziert Junius seine Aktienmarktprognose für Ende 2018 wie folgt: Beim Eurostoxx 50 von 3.900 auf 3.600 Zähler, beim Schweizer SMI von 9.750 auf 9.400 Punkte, beim Dax von 14.500 auf 13.500 und beim S&P 500 von 2.900 auf 2.800 Zähler. "Diese Kursziele liegen in der Regel über den aktuellen Werten. Wir würden für eine Aufstockung der Aktienquoten dennoch bis Ende des zweiten Quartals warten", so Junius abschließend. (fp)