Die Wirbelstürme "Katrina" und "Wilma" haben die Raffineriekapazitäten der Ölkonzerne im Golf von Mexiko reduziert. Zudem wächst der weltweite Bedarf an fossilen Brennstoffen, so dass die Öl- und Gaspreise immer höher steigen. Das Interesse an Klimaschutz und erneuerbaren Energien hat daher stark zugenommen. In Deutschland erlebt insbesondere die Photovoltaik einen Boom. Die Börsengänge deutscher Solarindustrieunternehmen wie Q-Cells oder ErSol waren in den vergangenen Monaten überaus erfolgreich. Es mehren sich jedoch die Zweifel an einem dauerhaften Aufschwung der Branche. Die Bank Sarasin zeigt dagegen in ihrer neuen Solarstudie, dass das Wachstum der Photovoltaik wie auch der Solarthermie auch langfristig gesichert ist.

 

Bereits zum dritten Mal berichtet die Bank Sarasin & Cie AG, Basel, in ihrer Studie "Solarenergie 2005 - Im Spannungsfeld zwischen Rohstoffengpass und Nachfrageboom" über die drei solaren Anwendungen Photovoltaik, Solarthermie und solarthermische Kraftwerke. Trotz Kritik an den nationalen Förderprogrammen wie dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland und den knappen Siliziumressourcen bewertet die Bank Sarasin die weltweiten Aussichten für die Photovoltaik auch auf lange Sicht positiv: Danach erwartet sie für den weltweiten Solarzellenmarkt in den nächsten 15 Jahren Wachstumsraten von durchschnittlich 20 Prozent. Für die Solarthermie erwartet sie bis zum Jahr 2010 sogar ein weltweites Wachstum von 25 bis 30 Prozent.

 

Installierte Photovoltaikleistung 2010 bei drei Gigawatt - Deutschland verliert an Bedeutung

 

Der bereits im vergangenen Jahr von der Bank Sarasin prognostizierte Engpass beim Rohstoff Silizium ist Tatsache geworden und bestimmte in den vergangenen Monaten das Wachstum in der Photovoltaik-Industrie. Die Bank Sarasin geht davon aus, dass sich der Siliziummarkt frühestens 2008 entspannen wird. Davon unbeeindruckt stieg 2004 die weltweite Solarzellenproduktion um über 60 Prozent auf gut 1200 Megawatt (MW).

Trotz einiger Berichte in jüngster Zeit über eine Überhitzung des Solarzellenmarkts, verbunden mit Kursrückgängen etlicher börsennotierter Unternehmen, wird das internationale Wachstum weiterhin positiv sein. "Traditionell geben wir eine vergleichsweise verhaltene Schätzung zur künftigen Entwicklung des Photovoltaik-Marktes ab. Langfristig haben wir in diesem Jahr die Prognose erhöht und gehen davon aus, dass 2010 die weltweit installierte Leistung bei 3000 MW liegen wird", erklärt Dr. Matthias Fawer-Wasser, Nachhaltigkeitsanalyst bei der Bank Sarasin und Autor der Studie.

Deutschland lag 2004 zum ersten Mal mit einer installierten Photovoltaikleistung von 363 MW vor dem bisherigen Spitzenreiter Japan. Allerdings geht die Bank Sarasin davon aus, dass die derzeit dominierenden Märkte relativ an Bedeutung verlieren werden. Sie prognostiziert, dass der Anteil Deutschlands an der weltweit installierten Photovoltaikleistung von heute 43 Prozent auf sechs Prozent im Jahr 2020 abnehmen wird. Dies wird zugunsten etlicher Schwellen- und Entwicklungsländer geschehen, die zunehmend Photovoltaik zur ländlichen Energieversorgung einsetzen. Hier liegt ein wichtiger Zukunftsmarkt der Photovoltaik, haben doch in diesen sonnenreichen Ländern rund zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu einem verlässlichen Stromnetz.

 

Solarthermie ist bedeutendste regenerative Energiequelle - China ist Wachstumstreiber

 

Die hohen Öl- und Gaspreise haben die solare Wärmeerzeugung (Solarthermie) wieder stärker in den öffentlichen Blickpunkt gerückt. Denn kaum eine andere Technologie spart so viel fossile Brennstoffe und Kohlendioxid ein wie Solarwärmeanlagen. Der Ende 2004 eingeführte Umrechnungsfaktor für Solarthermie - sie wird jetzt auch in Megawattstunden angegeben - verdeutlicht die Bedeutung der Solarthermie: Trotz geringer politischer und gesetzlicher Unterstützung erzeugt sie weltweit schon heute etwa 18-mal mehr Energie als die Photovoltaik. Unbestrittener Wachstumstreiber der Solarthermie ist China. Dort wurden 2004 allein 75 Prozent der weltweit neuen Solarkollektoren installiert. In Europa ist vor allem die Entwicklung in Spanien und Frankreich positiv.

Dagegen lag das Wachstum in Deutschland im vergangenen Jahr lediglich bei vier Prozent. Sollten sich die Ölpreise wie vielfach erwartet nicht entspannen, hält die Bank Sarasin ein Anhalten des Wachstumstrends für wahrscheinlich. Werden auf politischer Ebene zusätzlich Unterstützungsprogramme eingerichtet, sind sogar deutlich höhere Wachstumsraten möglich. Die Sarasin-Studie kommt zu dem Schluss, dass die globale jährliche Wachstumsrate bis 2010 zwischen 25 und 30 Prozent liegen wird. Angekurbelt wird diese Entwicklung aus Sicht der Bank zukünftig auch von solaren Kühlsystemen, vor allem in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung. Die Nutzung der Sonnenenergie in Großanlagen kommt dagegen nur langsam voran: Seit Jahren ist keines der

vielen geplanten solarthermischen Kraftwerke in Betrieb gegangen. Aufgrund einer Reihe von technologischen Fortschritten sowie verbesserten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind die Planungen für neue Kraftwerksprojekte weltweit aber deutlich intensiviert worden. Es befinden sich nun konkrete Projekte im Bau. Die Bank Sarasin hält es für realistisch, dass bis 2008 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1500 MW ihren Betrieb aufnehmen werden. Die Prognose einer aktuellen Studie von Greenpeace und dem europäischen Solarthermieindustrieverband ESTIA (European Solar Thermal Industry Association) geht von einer Gesamtleistung von 6500 MW im Jahr 2015 aus.

 

Weichenstellung für die Zukunft der Solarindustrie

 

"Die Entscheidung der Bank Sarasin, in ihrer jährlichen Studie das Augenmerk nicht nur auf die Photovoltaik, sondern auch auf die Solarthermie zu legen, zahlt sich nun aus. Die gegenwärtige globalen Entwicklungen zwischen Klimawandel und Ölpreisanstieg haben dazu geführt, dass das öffentliche Interesse daran stark gestiegen ist", erklärt Nachhaltigkeitsanalyst Fawer-Wasser den Ansatz der Sarasin-Studie. Gerade China beweise, wie groß das weltweite Potenzial der Solarwärme noch ist. "Im Bereich der Photovoltaik hat sich gezeigt, dass das deutsche Förderprogramm im Rahmen des EEG zu einem spürbaren Aufschwung bis hin zur Markführerschaft geführt hat. Umso erfreulicher ist, dass etliche weitere Länder ähnliche Förderprogramme aufgelegt haben", erläutert Fawer-Wasser. Aus nachhaltiger Sicht sollte sich das Augenmerk ohnehin mehr in Richtung von Schwellen- und Entwicklungsländern verschieben, denn dort schafft die Photovoltaik neben dem hohen Umwelt- und Sozialnutzen auch einen echten wirtschaftlichen Mehrwert. Die nächsten Monate werden daher zeigen, wo die Zukunft der Solarindustrie tatsächlich liegt.