Die Finanzmärkte werden derzeit von makroökonomischen und politischen Nachrichten getrieben, insbesondere von Meldungen über die anhaltenden Haushaltssorgen in Griechenland, eine straffere Geldpolitik in China und die eher symbolische Anhebung des Diskontsatzes für die Banken durch die US-Notenbank.

Chancen an den Märkten

Griechische Tragödien, Grenzen des Wachstums in China und große amerikanische Gesten bieten offenbar bessere Schlagzeilen als ihre Alternativen. Die Alternativen würden Positivmeldungen über rekordhohe Cashflows und die stetige Gewinnerholung im Unternehmenssektor sowie das ambitionierte Dividendenwachstum bei vielen großen internationalen Blue Chips bieten. Angesichts dieser positiven Entwicklungen bergen die Finanzmärkte derzeit - ungeachtet der negativen Schlagzeilen - hervorragende Anlagechancen, wie dem jüngsten Strategieausblick der Sarasin Gruppe von Burkhard Varnholt, Chief Investment Officer, und Guy Monson, Präsident des Investment Policy Committee, zu entnehmen ist.

Die Europäische Zentralbank sieht im Zuge der Haushaltskrisen in den Peripherieländern von einer Zinsstraffung ab, was nicht ohne Folgen bleibt. So ist die Rendite zweijähriger deutscher Anleihen in den letzten drei Monaten signifikant gesunken (um 24 Basispunkte). Gleiches gilt für Japan, dessen neuer Finanzminister Naoto Kan im Zuge der Rückkehr der Deflationsängste die Bank of Japan aufgefordert hat, eine "angemessene" Geldpolitik zu verfolgen. In Anbetracht des Rückgangs des japanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3 Prozent im letzten Monat (der stärkste jemals verzeichnete Rückgang) werden die ultralockere Geldpolitik, die quantitative Lockerung und massive Liquiditätsspritzen in Japan noch einige Zeit an der Tagesordnung bleiben.

Cashflows der Unternehmen übertreffen Erwartungen

Nach Einschätzung von Sarasin überrascht es wenig, dass die Cashflows der Unternehmen im Zuge der fortschreitenden globalen Erholung wiederholt die Erwartungen übertreffen. Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose für 2010 von 3,1 Prozent auf 3,9 Prozent angehoben. Das US-BIP ist im 4. Quartal 2009 um ganze 5,7 Prozent gestiegen. Zahlreiche globale Umfragen im verarbeitenden Gewerbe fielen stärker als erwartet aus. Die Technologiebranche profitiert beispielsweise überdurchschnittlich stark von den aktuellen Trends, darunter der Übergang von einer bestands- zu einer investitionsbasierten (Capex) Erholung.

Im vierten Quartal 2009 begannen die Unternehmen mit der Erneuerung ihrer Anlagen, die sie aufgrund der belasteten Budgets bislang aufgeschoben hatten, sodass der Technologiesektor ein Gewinnwachstum von 57 Prozent (erwartet: 24%) und eine Umsatzsteigerung von 9,3 Prozent erzielte.

In Europa haben 29 Prozent der maßgebenden Unternehmen ihre Ergebnisse für das vierte Quartal bereits bekannt gegeben. Insgesamt übertrafen die positiven die negativen Überraschungen um 19 Prozent (historischer Durchschnitt: +16%). Dies ähnelt im Wesentlichen der Berichtssaison für das vierte Quartal in den USA, wo 73 Prozent der Unternehmen aus dem S&P 500 die Erwartungen übertrafen - ein Wert, der bisher nur im dritten Quartal 2009 überschritten wurde (78,7%).

Das Wachstum bei Gewinnen und Umsätzen (ohne Finanzsektor) belief sich auf 13,8 Prozent bzw. 3,6 Prozent und übertraf damit die Erwartungen um 9,6 Prozent bzw. 1,9 Prozent, was - neben den strengen Kostenkontrollen - für den starken globalen Cashflow verantwortlich ist.

Auswirkungen auf die globale Anlagestrategie der Sarasin Gruppe

In einer Welt der zwei Geschwindigkeiten gibt es einerseits eindeutig positive Faktoren wie die gesunden und weiter steigenden Unternehmensgewinne und -umsätze, die sinkende Volatilität sowie attraktive Bewertungen von Aktien und riskanteren Anlagen. Andererseits stehen negative Entwicklungen entgegen wie die Wende bei den Frühindikatoren, die Beschleunigung der geldpolitischen Straffung, das Risiko steigender Langfristzinsen und zunehmende Länderrisiken in Europa.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt Sarasin, den Anlagefokus auf ein neues "Nifty Fifty"-Universum globaler Blue Chips zu legen. Dabei handelt es sich um gut kapitalisierte Unternehmen mit starken Kennzahlen bezüglich Ertrag, Risiken, Cashflow und Rendite, die in den letzten beiden Jahren vernachlässigt wurden und Bewertungsabschläge hinnehmen mussten. Aufgrund ihres Schwerpunkts auf Qualität verfügen diese Titel über ein defensives Wachstumsprofil, das im Vergleich zu AAA- und AA-Anleihen attraktiver erscheint, da sich diese Anleihen in der Vergangenheit gut entwickelt haben und derzeit teuer bewertet sind.

Zurückhaltung bei Schwellenländer-Aktien

In Anbetracht der anhaltenden Sorgen über eine Straffung der Geldpolitik ist Sarasin in Bezug auf Aktien aus den Schwellenländern auf kurze Sicht vorsichtig. Aufgrund des Inflationsrisikos gilt dies vor allem für China. Auf längere Sicht erscheinen Schwellenmarktaktien allerdings weiterhin attraktiv.

Sarasin empfiehlt eine Verringerung des Exposure zu Unternehmen, denen das ressourcenintensive Schwellenmarktwachstum zugute gekommen ist. Dies betrifft insbesondere Rohstoff-, Energie- und zyklische Sektoren.

Obwohl ein Inflationsanstieg nicht dem Hauptszenario von Sarasin entspricht, erscheinen Strategien zur Absicherung gegen dieses Risiko attraktiv. Sarasin bevorzugt gut kapitalisierte Aktien mit steigenden Renditen, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie die Inflation übertreffen können. Zudem rät Sarasin zu Anlagen mit Rohstoffbezug, wie Rohstofffonds, gezielte Investitionen in ETFs (z.B. Platin) und Unternehmen, die ein überproportionales Engagement in Rohstoffen ermöglichen (z.B. Öl- und Gas-Exploration und -Produktion, Goldminen). Viel versprechend erscheinen zudem Infrastrukturunternehmen, welche Zugang zu Erträgen aus Strassen- oder Schiffstransport bieten, die von einem Anstieg des Verbraucherpreisindex profitieren.

Bei festverzinslichen Wertpapieren bevorzugt Sarasin Staatsanleihen von Emittenten mit niedriger Verschuldung gegenüber Unternehmensbonds. Bei einer starken Emissionstätigkeit eines Staates kommen nicht nur Zweifel bezüglich des Anlegerinteresses auf, sondern langfristig auch sogar hinsichtlich der Sicherheit der entsprechenden Währung. Sarasin bevorzugt weiterhin Gold als unabhängigen Wertspeicher. (ir)